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Finja hat auf Cornelius‘ Rücken Platz genommen und klopft ihn. Alle Lernschritte sollen immer durch Loben positiv verstärkt werden.

© Dr. J. Wiedemann

Ein Voltigierpferd ausbilden

R&P: Nach welchen Kriterien wählt man ein zukünftiges Voltigierpferd aus? Welche speziellen Eigenschaften muss es hinsichtlich Charakter, Exterieur und der Bewegungen mitbringen?

Dr. Dina Menke: „Die Auswahl richtet sich nach dem geplanten Einsatzbereich. Die wichtigsten Fragen sind im Vorhinein zu beantworten: Wie groß bzw. schwer werden die Voltigierer sein? Wie viele Voltigierer sollen auf dem Pferd voltigieren (Gruppe, Pas de deux, Einzelvoltigieren)? Welche Leistungsklasse wird das Pferd gehen? Werden gute Pferdenoten (auf Championaten oder ähnlichen großen Turnieren) wichtig sein? Welche Reiter und Ausbilder stehen zur Verfügung? Der Charakter des Pferdes ist wichtig, da das Pferd aushalten können muss, dass mehrere Menschen unterschiedlichen Alters sich um das Pferd kümmern, dass es auch mal laut und bunt sein kann, dass Musik gespielt wird. Daher wäre wünschenswert, dass das Pferd gesichert und gefestigt im Charakter ist, nicht allzu schreckhaft.
Vom Exterieur her wären meiner Meinung nach kräftige Pferde mit gutem Fundament zu wählen. Das Pferd sollte sich möglichst in einer natürlichen Aufrichtung tragen können. An vieles kann man Pferde selbstverständlich auch gewöhnen, aber ein gewisses ruhiges Nervenkostüm ist natürlich von Vorteil. Die selbstsicheren (dominanten) Pferde eignen sich da oft besser, stellen einen aber dann auch häufig vor andere Aufgaben in der Ausbildung und fragen häufig noch mal ab, ob man als Mensch tatsächlich Führungsaufgaben übernehmen kann und das Pferd sich bei einem sicher fühlen und dem Menschen „folgen“ kann. Das trifft aber generell auf alle Situationen zu, in denen wir Menschen mit den Pferden zu tun haben und ist nicht voltigiersportspezifisch.
Der Galopp sollte möglichst energiesparend und leichtfüßig sein, eigentlich wäre es schön, wenn der Galopp die ‚Lieblingsgangart‘ des Pferdes wäre. Ein sehr raumgreifender Galopp, wie er vermutlich in Reitpferdeprüfungen mit guten Noten bedacht wird, ist sowohl für die Voltigierer schwer zu turnen als auch für das Pferd über eine längere Phase mit Ausbindern und wechselnden Gewichtsverlagerungen schwer zu realisieren. Dabei möchte ich betonen, dass unbedingt trotzdem auf eine gute Galoppqualität im Dreitakt geachtet werden sollte.
Alles andere ist Geschmackssache. Ich bevorzuge persönlich eher dominante Pferde, die zu Beginn mehrfach austesten, ob sie sich meiner Führung anvertrauen können, später dann aber selbstbewusst auch auf Turnieren mit mir in den Zirkel laufen und sich nicht so schnell durch Unvorhergesehenes aus dem Konzept bringen lassen. Auch Pferde, die über einen gewissen Prozentanteil an Vollblutgenen verfügen, haben sich meiner Meinung nach gut bewährt, da ich beobachtet habe, dass ihnen ausdauernde Galopparbeit nicht unbedingt schwerfällt.
Eine ausführliche Ankaufsuntersuchung beim Tierarzt des Vertrauens, der sich möglichst mit dem Voltigiersport auskennen sollte, empfehle ich.

R&P: Wie sehr sind diese Auswahlkriterien vom Ziel – Breitensport oder Leistungssport – abhängig? Welche Kompromisse kann man machen?

Dr. Dina Menke: „Meiner Meinung nach sollte es keine gravierenden Unterschiede geben. Das Pferd sollte im Breiten- und im Leistungssport den Anforderungen gewachsen sein.
Wenn ich an eine gute Ausbildung des Nachwuchses im Voltigiersport denke, sollten gerade dort die Pferde über einen energiesparenden, leicht zu turnenden Galopp verfügen. Ähnlich wie in anderen Sparten des Pferdesports, ist ein gut ausgebildetes, angenehmes Lehrpferd einer der Garanten für eine fundierte Ausbildung der Voltigierer. Die Pferde für den Breitensport sind häufig auch die Pferde, die im Anfängerbereich für die Kinder eingesetzt werden und daher auch meist noch kleiner als die Pferde, die im Leistungssport eingesetzt werden.
Ab der Leistungsklasse L können in der Kür bis zu drei Voltigierer eingesetzt werden, das heißt, spätestens dann benötigt das Pferd eine bestimmte Größe bzw. Masse und ein gutes Fundament, um die drei Turner in statischen und dynamischen Übungen gut ausbalancieren zu können.“

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