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Mit dem richtigen Management stehen die Chancen gut, dass sich ein Fohlen prächtig entwickelt.

© A. González

Der Weg zum gesunden Fohlen

R&P: Worauf sollte der Züchter beim Gesundheitsmanagement der tragenden Stute achten?

Ietje Leendertse: „Zu allererst geht der Weg zur Geburt eines gesunden Fohlens über einen unkomplizierten Verlauf der Trächtigkeit. Wenn man sich entscheidet, mit einer Stute zu züchten, sollte man sich gleichzeitig die Frage stellen, wie der Gesundheitszustand der Stute ist und auch, an welchem Ort sie ihre Trächtigkeit verbringt, wo sie abfohlt und wo sie anschließend zusammen mit ihrem Fohlen auf die Weide kann.

Eine Zuchtstute sollte sich genügend bewegen können – dies bedeutet neben einer größeren Box auch täglichen Weidegang mit anderen Stuten beziehungsweise bei schlechteren Wetterverhältnissen der tägliche Gang auf den Paddock. Wichtig ist hierbei, dass sie in der Lage ist, sich schmerzfrei zu bewegen (ohne Medikamente).

Die Ernährung der Mutterstute ist der wichtigste Faktor für das Wachstum des Fötus im Mutterleib. Eine qualitativ hochwertige und regelmäßige Fütterung – insbesondere genügend Raufutter von guter Qualität – sowie eine einwandfreie Verdauung der Nährstoffe sind voneinander abhängige Faktoren, die eine Schlüsselrolle für eine gute Versorgung des Fötus im Mutterleib darstellen.

Der Schaden, welchen eine Unterversorgung des Fötus anrichtet, ist abhängig von Zeitpunkt und Dauer. Das Hauptwachstum des Fötus findet im letzten Drittel der Trächtigkeit statt. Die Trächtigkeit, das Zurweltbringen eines gesunden Fohlens und das Ernähren eines Fohlens wird oft durch uns Menschen nicht als eine große Leistung angesehen. Aber es ist Höchstleistung. Man darf die Stuten nicht aus den Augen lassen und hierzu gehört sicher auch eine regelmäßige Kontrolle der Zähne.

Das Kauen der Nahrung sollte unproblematisch sein, länger anhaltende unphysiologische Nutzung des Gebisses führt zu Unwohlbefinden, Schwierigkeiten beim Reiten und in manchen Fällen auch zu Erkrankungen.

Das unproblematische Kauen spielt bei der Verdauung eine wichtige Rolle. Kauen bedeutet: Zerkleinerung des Futters und Durchmischung mit Speichel. Zahnschmerzen durch festsitzende Kappen verursachen Schmerzen und Pro­bleme bei der Futterverdauung. Außerdem ist es wichtig, dass das Pferd in Ruhe fressen kann. Zum Kauen von 1 kg Heu benötigt das Pferd im Durchschnitt eine halbe Stunde.“

R&P: Was sind mögliche Komplikationen während der Trächtigkeit?

Ietje Leendertse: „Wenn sich der Fötus – durch welchen Grund auch immer (Narbengewebe in der Gebärmutter und/oder zu wenig Nahrungsaufnahme) – nicht weiterentwickelt, kommt es zu einer verlängerten Trächtigkeitsdauer. In den meisten Fällen hat das Fohlen dann ein niedrigeres Geburtsgewicht und der Übergang zu einer normalen Entwicklung ist schwieriger und verzögert. Diese Fohlen benötigen vermehrte Aufmerksamkeit und Hilfe beim Übergang zum eigenständigen Leben.

In den seltensten Fällen kommt eine Eihautwassersucht (gestörter Fruchtwasserhaushalt) vor. Dieses ist ein langsam verlaufender Prozess. Für den Züchter als erstes zu erkennen ist der enorme Bauchumfang und auch, dass die Stute sich nur wenig und im späteren Stadium gar nicht mehr hinlegt.
Verletzungen des Beckens während der Trächtigkeit können vielfältige Ursachen haben, sie stellen dann eine Komplikation während der Geburt dar, da der Geburtskanal verengt sein kann.

Ein geringgradiges Unterbauchödem bei Stuten im letzten Trächtigkeitsdrittel ist erst einmal kein Grund zur Sorge. In seltenen Fällen kommt es jedoch zu einem Abriss der Bauchmuskulatur und einem hochgradigen Ödem. Bei allen drei Komplikationen ist Rücksprache mit dem Tierarzt zu halten.

Die Ursachen für Fieberperioden während der Trächtigkeit können vielfältig sein. Es sollte versucht werden, einen Grund hierfür zu finden, um weitere Komplikationen zu verhindern. Fieber wirkt sich immer negativ auf die Entwicklung des ungeborenen Fohlens aus.  

Kolik ist ein Sammelbegriff für Bauchschmerzen vielfältiger Ursachen und immer ein Anlass, den Tierarzt direkt zu rufen. Während einer Periode mit Bauchschmerzen ist die Wasseraufnahme auch beeinträchtigt, was natürlich zu einem erheblichen Defizit führen kann.

Eine vorzeitige Euterentwicklung einige Tage vor der Geburt ist nicht außergewöhnlich. Bildet sich das Euter aber schon mehrere Wochen vor dem eigentlichen Geburtszeitpunkt aus, ist das unbedingt ein Anlass, den Tierarzt zu konsultieren. Der Verdacht liegt dann sehr nahe, dass es sich um eine Plazentitis – eine Entzündung der Nachgeburt – handelt. Eine Plazentitis verursacht seltenst erhöhte Temperatur oder Fieber bei der Stute. Auch findet man nicht immer eitrigen Ausfluss aus der Scheide und die Stute zeigt keine bis nur wenige Krankheitssymptome.“

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