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Adriana Graas und der blinde Friese Sil nehmen an großen Shows teil.

© privat

Blind - na und?

Pferde werden selten blind geboren. Der Grund für die angeborene Blindheit ist vermutlich auch daher wenig erforscht. Besser erforscht und in den letzten Jahrzehnten auch besser zu behandeln ist die häufigste zur Blindheit führende Augenerkrankung, nämlich die Periodische Augenentzündung. An ihr leiden  wissenschaftlichen Schätzungen nach 12 % aller Pferde der gesamten Population der Welt. Die Krankheit ist sehr schmerzhaft und nicht heilbar und führt unabdingbar zur Erblindung.

Die Ansicht, dass ein erblindetes Pferd keine Schmerzen mehr hat, hat sich als wissenschaftlich nicht haltbar erwiesen, sodass Fachärzte im Endeffekt zur Entnahme der geschädigten Augen raten. So schwer diese Entscheidung vielen Pferdebesitzern auch fällt – nach der Operation geht es fast allen Pferden deutlich besser, wenn auch oft noch eine schwierige Zeit der Umstellung vor ihnen liegt.

Die Umgewöhnungszeit ist ein Härtetest
Es ist ein großer Unterschied, ob ein Pferd langsam erblindet, oder ob es von einem auf den anderen Tag durch einen Unfall oder Ähnliches blind wird. Bei einem langsamen Prozess können sich die anderen Sinne des Pferdes nach und nach darauf einstellen und das fehlende Sehvermögen ausgleichen.
Anders ist es nach einer Krankheit oder einem Unfall. Für das Pferd und seinen Besitzer bricht eine Welt zusammen. Und damit müssen beide fertig werden.

Die Umgewöhnungszeit ist schwierig, ganz besonders für das hoch spezialisierte Fluchttier Pferd, das immer wörtlich „alles im Auge behält“. Die Verunsicherung muss riesengroß sein. Oft fallen die Pferde in der ersten Zeit regelrecht zusammen, taumeln und wirken desorientiert. Sie  brauchen viel Sicherheit, die sie fühlen können: ein dem Pferd wohlgesonnener Artgenosse in seiner Nähe, vertraute Stimmen und Berührungen und erst einmal Ruhe und keine Ansprüche, kein Ortswechsel und nichts Neues.

Nach und nach werden die anderen Sinne stärker ausgeprägt und kompensieren weitgehend die Sehfähigkeit. Am einfachsten kann man es an dem lebhafteren Ohrenspiel blinder Pferde sehen. Ihr Hörvermögen ist sowieso auch in gesundem Zustand stärker ausgeprägt als ihr Sehvermögen – jetzt kommt ihnen das zu Gute.

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