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Die erste Kontaktaufnahme von Mutter und Kind sollte möglichst ungestört erfolgen.

© S. Heüveldop

Eine ganz normale Geburt

Simpel ausgedrückt ist die Geburt lediglich der Vorgang der Austreibung der Frucht einschließlich der Eihäute und des Fruchtwassers aus der Gebärmutter. Die Geburt markiert das Ende der Trächtigkeit und den Beginn einer selbstständigen Existenz.

Die Stute absolviert das Geburtsgeschehen mit bemerkenswerter Geschwindigkeit. Im Durchschnitt dauert eine Fohlengeburt 45 Minuten.

Damit der Fötus problemlos ausgetrieben wird und die Mutter das Neugeborene akzeptiert und ernährt, müssen unmittelbar vor der Geburt Veränderungen eintreten, die es der Stute ermöglichen, diesen Aufgaben gerecht zu werden: Die Wehen müssen beginnen und die Milchproduktion muss einsetzen. Doch welches Signal führt zur Geburt?

Das Fohlen gibt das Signal, das alle Vorgänge auslöst, normalerweise nur dann, wenn es ausgereift ist. Ein Fohlen kann schon nach 320 Tagen reif zur Welt kommen, andere hingegen brauchen länger Zeit, bevor sie das Signal zur Geburt geben können.

Dieses Signal besteht aus einer Kaskade von hormonellen Abläufen, ausgehend vom Gehirn des Fötus über dessen Hirnanhangdrüse zur Nebennierenrinde. Die Stute antwortet auf diese veränderte hormonelle Situation durch Veränderungen in ihrem eigenen Hormonsystem.

Verschiedene äußere Erscheinungen zeigen die nahende Geburt an:
Das Euter der Stute wächst in den letzten drei bis sechs Wochen der Trächtigkeit langsam.
Ganz schnell geht dann das Aufeutern in den letzten Tagen vor der Geburt und das Euter füllt sich fast bei allen Stuten ungefähr zwei bis drei Tage vor dem Abfohlen mit Kolostrum (Biestmilch). Das Kolostrum tropft dabei kurz vor dem Geburtszeitpunkt aus den Zitzen und bildet an ihren Spitzen wachsähnliche Tropfen.
Dann entspannen sich auch die Beckenbänder und werden weicher. Diese Wachstropfen erscheinen meistens 48 bis 6 Stunden vor der Geburt. In Ausnahmefällen treten diese Tropfen gar nicht auf oder sind sogar mehrere Tage vor der Geburt zu beobachten. Kolostrum ist von zäher Konsistenz und nach der Geburt für das Fohlen lebenswichtig. Die meisten Stuten zeigen diese Symptome – dennoch gibt es hin und wieder Stuten, bei denen es keinerlei Anzeichen für eine anstehende Geburt gibt.

Obwohl diese genannten Symptome alle von großer Bedeutung sind, können sie nie eine verlässliche Auskunft über den genauen Zeitpunkt der Geburt geben.

Wenn die Stute das Signal des ausgereiften Fötus bekommen hat, kommt es unweigerlich zur Geburt und die Geburtswehen fangen an. Doch jede Unterbrechung oder Fehlschaltung in dieser hormonellen Kaskade kann die Geburt zu einem falschen Zeitpunkt auslösen oder sie verzögern! So kann beispielsweise eine emotionale Unruhe den Geburtsvorgang hemmen oder gar für einen bestimmten Zeitraum zum Stillstand bringen, wenn der Stute die Umgebung, in der sie sich befindet, als nicht geeignet erscheint. Im Stall sollte unbedingt Ruhe herrschen. Eine schwache Notbeleuchtung im Stall ermöglicht es, auch nachts nach der Stute zu sehen, wenn eine Geburt ansteht. Denn die Neigung der Stuten, den Geburtsablauf in die Nacht zu legen, ist sehr ausgeprägt.

Lesen Sie den gesamten Artikel in der Ausgabe März 2023. Hier geht's zur Heftbestellung.
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