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Nach der Geburt ist das Fohlen auf die Antikörper der Mutter aus der Kolostralmilch angewiesen.

© J. Horn/Pixelio.de

Die ersten Tage des Fohlens

Das Immunsystem neugeborener Fohlen ist noch nicht so schlagkräftig wie das ausgewachsener Pferde. Jeden Tag und jede Minute gibt es innerhalb des Pferdekörpers einen „Krieg“. Die Angreifer sind Bakterien, Viren, Pilze und andere pathogene (krankmachende) Mikroorganismen. Der Verteidiger ist das Immunsystem, das nach einem bestimmten Schema den Kampf angeht, sich dabei aber den verschiedenen Angreifern anpasst.

Das Immunsystem eines Pferdes besteht aus den lymphatischen Organen, wie Lymphknoten, Milz und Knochenmark. Außerdem gehören dazu die verschiedenen Zellen, die dort gebildet werden (beispielsweise Lymphozyten, Makrophagen) sowie die von diesen Zellen gebildeten Produkte und die jeweiligen Abwehrsysteme. Einige der Produkte sind die Antikörper, die auch Immunglobuline genannt werden und eine wichtige Rolle im Kampf gegen Erreger spielen.

Es gibt vier Phasen bei der Reaktion des Immunsystems:
1. Das Erkennen der Angreifer (Viren, Bakterien usw.)
2. Das Versammeln der Verteidigungsmittel (Antikörper, Makrophagen usw.)
3. Das Angreifen und Vernichten (beispielsweise durch Phagozytose)
4. Die Rückkehr zur Ruhephase

Bei der Geburt verlässt das Fohlen die sterile Gebärmutter und wird sofort mit allen möglichen Keimen in der Umgebung konfrontiert. Zu diesem Zeitpunkt ist das Immunsystem des Neugeborenen allerdings noch ungeübt. Deshalb ist es auf Antikörper angewiesen, die es von der Mutter über die Biestmilch bekommt. Fohlen werden fast ohne diese Immunglobuline im Blut geboren.

Hauptsächlich in den letzten zwei bis vier Wochen der Trächtigkeit wandern verstärkt Antikörper aus der Blutbahn ins Euter. Diese Konzentration findet nur einmal statt. Verliert die Stute bereits vor der Geburt Kolostralmilch, ist ihr Fohlen erheblich weniger gegen Infektionen geschützt.

Das Fohlen bekommt den besten Start ins Leben, wenn es innerhalb der ersten zwei Stunden nach der Geburt ausreichend Kolostralmilch bekommt. Ein Fohlen wird nämlich ohne eigene Abwehrkräfte geboren. Mit der Kolostral- oder Biestmilch erhält das Neugeborene die lebenswichtigen Schutzstoffe, ohne die es hochanfällig für Infektionen ist. Denn nur wenige Stunden nach der Geburt nimmt die Durchlässigkeit der Darmschleimhaut für die großen Antikörpermoleküle rapide ab. Außerdem ist der Immunglobulingehalt in der Biestmilch schon zwölf Stunden nach der Geburt wieder niedriger. Die Antikörper gelangen zwar auch noch nach der Geburt über den Darm in die Blutbahn, aber die maximale Aufnahme findet eben in den ersten Lebensstunden statt. Deshalb sollte man beobachten, ob das Fohlen rechtzeitig aufsteht und das Euter findet. Für den Fall, dass die Stute keine Biestmilch hat, sollte jeder Züchter eine Portion dieser ersten wichtigen Nahrung eingefroren haben.

Ein neugeborenes Fohlen ist nicht die kleinere Ausgabe eines erwachsenen Pferdes. Es braucht Ernährung nicht nur, um am Leben zu bleiben, sondern besonders für das Wachstum und die Weiterentwicklung seines Organsystems. Deswegen ist es bei Neugeborenen wichtig, schnell auf eine Änderung des Gesundheitszustandes zu reagieren. Abwarten und sehen, wie es morgen geht, kann fatal für ein Fohlen ausgehen.

Eine typische Charakteristik kranker Fohlen ist das Auftreten gleich mehrerer Probleme. Selten ist ein Fohlen nur zu früh geboren, gewöhnlich weist es dann auch zusätzlich Stellungsfehler oder Hornhautverletzungen auf oder leidet unter diversen Infektionen.

Viele Problemen müssen erst gar nicht entstehen, wenn durch gutes Management eine Krankheit bereits in einem sehr frühen Stadium erkannt wird und entsprechend schnell behoben werden kann. Voraussetzung für eine möglichst frühzeitige Erkennung von Krankheiten ist, die normalen Parameter eines neugeborenen Fohlens zu erkennen.

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