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Chronische Blinddarmverstopfung: Die Darmwand ist krankhaft lederartig verdickt.

© Karthaus

Verstopfung als Kolikursache – wirklich immer harmlos?

Darmverstopfungen zählen zu den häufigsten Kolikursachen. Sie beschreiben eine krankhafte Ansammlung von entwässertem Magen- oder Darminhalt, die im weiteren Verlauf des Verdauungskanals nicht weitertransportiert wird. Meistens entstehen Verstopfungen vor Engstellen des Darmrohres durch Anstauung oder Austrocknung von Ingesta. Fremdkörper wie Sand und Kies oder auch Parasiten können das Darmrohr zusätzlich verengen oder verlegen.

Verstopfungen im Dünndarm führen fast immer zu einem Darmverschluss. Ursachen für Verstopfungen sind vielfältig, wie etwa reduzierte Bewegung, Wassermangel durch starkes Schwitzen oder reduzierte Wasseraufnahme, mangelhafte Zerkleinerung der Nahrung durch Zahnerkrankungen, Parasitenbefall, Störungen der Darmbewegung oder auch mechanische bzw. funktionelle Störungen (Krankheiten der Darmwand durch Entzündungen, Narbenbildung oder gestörte Nervenversorgung des Darms).

„Magenverstopfung“:
Man spricht von einer akuten primären Magenüberladung, wenn es durch hastige oder übermäßige Aufnahme z.  B. stark quellender Futtermittel oder auch exzessiver Wasseraufnahme zu einer Verstopfung im Magen kommt.

Eine akute sekundäre Magenüberladung entsteht infolge eines Dünndarmverschlusses, wenn sich der Magen retrograd (von hinten nach vorne) mit Flüssigkeit/Verdauungssäften füllt. Da Pferde bekannterweise nicht erbrechen können, muss in diesen Fällen der Magen mithilfe einer Nasenschlundsonde entleert werden.

Unter der chronischen Magendilatation (Magenerweiterung) versteht man eine dauerhafte Erweiterung des Magens, der mit einer immer größer werdenden Ansammlung von Mageninhalt gefüllt ist, der nicht mehr weiter transportiert wird. Diese Erweiterung entwickelt sich über einen längeren Zeitraum (Monate bis Jahre), wobei der Magen immer größer wird und die Magenwand sich dem weiterwachsenden Mageninhalt anpasst – bis die Magenwand irgendwann zu reißen droht.

Das aufgenommene Futter kann dann nicht mehr im gesamten Magen verteilt und verdaut werden, sondern wird lediglich vom Mageneingang direkt zum Magenausgang transportiert. Betroffene Pferde zeigen Rülpsen mit oft fauligem Geruch, milde Kolik vor allem nach der Futteraufnahme und im späteren Krankheitsstadium eine deutliche Abmagerung. Genaue Ursachen kennt man nicht, vermutet werden Erkrankungen des Magenausgangs, Magengeschwüre oder eine Störung der Nervenversorgung der Magenwand.

Der Tierarzt stellt die Diagnose durch eine Ultraschalluntersuchung des Bauchraumes, eine Magenspiegelung (auch nach längeren Hungerphasen bleibt der Magen stark gefüllt und entleert sich nicht) und/oder im Spätstadium durch die transrektale Untersuchung, denn der normalerweise transrektal nicht fühlbare Magen kann dann durch seine starke Vergrößerung mit der Hand ertastet werden. Die langfristige Prognose dieser chronischen Erkrankung ist nahezu infaust (unheilbar), was auch daran liegt, dass Pferde meist erst im Spätstadium vorgestellt werden.

Im Anfangsstadium der Erkrankung – so man es denn feststellt – können die Patienten mit Fütterungsmaß-
nahmen und Medikamenten, die die Magenentleerung fördern, stabilisiert werden. Ein Fortschreiten ist jedoch nicht aufzuhalten, sodass diese Pferde früher oder später erlöst werden müssen. Auch der operativ entleerte Magen füllt sich sehr schnell wieder bis zu seiner vorherigen Größe.

Dünndarmverstopfungen:
Die Verstopfung des Hüftdarms ist die häufigste Form der Dünndarmverstopfung. Der Hüftdarm ist der hinterste Abschnitt des Dünndarms, der dann über einen besonderen Schließmuskel in den Blinddarm mündet. Der Hüftdarm besitzt eine starke Muskulatur und somit einen engeren Innendurchmesser als der vordere Dünndarm, zudem stellt der Schließmuskel eine Engstelle dar. Eine Verwurmung mit Bandwürmern, die typischerweise in diesem Bereich parasitieren, kann durch Schleimhautentzündungen den Zugang zum Blinddarm zusätzlich verengen und die Passage von Futterpartikeln behindern. Grobe oder nicht ausreichend zerkaute Futterbestandteile können im Hüftdarm zusammenkleben und damit eine Verstopfung verursachen.

Verdauungssäfte, die auch beim Darmverschluss weiter produziert werden, können in der Folge nicht weiter-
transportiert werden und stauen sich im fortgeschrittenen Krankheitsstadium auch bis in den Magen zurück (sekundäre Magenüberladung). Pferde mit dieser Erkrankung zeigen in der Regel zunächst milde Koliksymptome, mit fortschreitender Dauer der Problematik nimmt der Schweregrad der Kolik jedoch zu.

Im etwa 20 Meter langen Leerdarm (dem mittleren Dünndarmabschnitt) kann eine Dünndarmverstopfung z.  B. durch Spulwürmer entstehen, ein Krankheitsbild, das in erster Linie bei Absetzern und Jährlingen vorkommt. Diese Spulwürmer können bleistiftstark und bis zu 30 cm lang werden, sodass sie das Darmlumen vollständig verlegen und zu einem Darmverschluss führen können. Bei vollständigem Darmverschluss bei den oben beschriebenen Dünndarmverstopfungen kann nur eine chirurgische Therapie (Kolik-Operation) zum Erfolg führen.

Bei der Hüftdarmverstopfung wird der eingetrocknete und das gesamte Darmlumen ausfüllende Darminhalt mit Flüssigkeit aus vorderen Dünndarmabschnitten vermischt, aufgeweicht und manuell in den Blinddarm ausgestrichen.

Bei einem Dünndarmverschluss durch Spulwürmer muss der Darm an der entsprechenden Stelle eröffnet und die Spulwürmer entfernt werden. Bei beiden Erkrankungen ist die Prognose bei frühzeitig eingeleiteter Therapie als günstig zu stellen.

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