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Claudia Nehls führt im westfälischen Warburg das „Tierheilkundezentrum“ für Naturheilkunde, Homöopathie und Fütterung von Pferden, Hunden, Katzen und Kleintieren.

© privat

Ganzheitlich und individuell

Weshalb entsteht Husten?
Claudia Nehls: „Der Begriff ‚Erkältung‘ wird in Zusammenhang mit Pferden eigentlich nicht verwendet. Man spricht eher von einer akuten oder einer chronischen Atemwegserkrankung. Eine akute Atemwegserkrankung ist nicht zu unterschätzen. Ihre Ausheilungszeit beträgt etwa drei Monate. Nicht ausgeheilt kann sie schleichend in eine chronische Form übergehen. Eine akute Atemwegserkrankung kann verschiedene Ursachen haben wie Unterkühlung, häufig Nässe, Kälte und Wind. Wir stellen fest, dass es bei den immunschwachen Pferden, die anfällig hierfür sind, oft eine Verbindung zum Darm gibt. Im Darm befinden sich 80 % der Immunzellen, doch immunschwache Pferde haben ein Ungleichgewicht des Darmmilieus.
Teils erkranken Pferde auch akut, weil sie sich bei anderen Pferden anstecken oder anderweitig mit Bakterien oder Viren in Kontakt kommen.“

Was genau erkrankt beim Pferd? Ist es immer sofort die Lunge oder sind es andere Bereiche der Atemwege?
Claudia Nehls: „Ein akuter Infekt betrifft meistens die oberen Atemwege, beim Pferd sehr häufig die Kehlkopfregion. Je nachdem, um welche Erreger es sich handelt oder wann und wie das Pferd behandelt wird, zieht der Infekt weiter. Das ist von Fall zu Fall verschieden und lässt sich nicht pauschal vorhersagen. Anfangs sind aber in der Regel nur die oberen Atemwege betroffen, doch bei Nichtbehandlung in der Folge oft auch die Lunge.“

Wie würde man eine solche akute Atemwegserkrankung behandeln, damit sie nicht in die chronische Form übergeht?
Claudia Nehls: „Ich behandele immer individuell. Es ist ausschlaggebend, die Ursache für die Erkrankung zu finden. Ich würde ein Pferd, das an einem im Stall grassierenden Virus erkrankt ist, anders behandeln als ein Pferd, das sich verkühlt hat, weil es draußen in Nässe, Kälte und Wind steht. Daher gibt es keine allgemeine Antwort auf diese Frage.
Ich arbeite mit der Haaranalyse, und dabei geht es immer um die Ursachenforschung. So haben wir herausgefunden, dass bei einer akuten Atemwegserkrankung oft der Darm in Beziehung dazu steht und bei einer chronischen Atemwegserkrankung häufig Allergene das Thema sind. In diesem Fall teste ich die Allergene aus und komme so zu einer individuellen Therapieempfehlung. Es gibt kein ‚Schema F‘, das besagt, bei einer akuten bzw. chronischen Erkrankung wird dieses oder jens Mittel eingesetzt. Auch sind ja bei jedem Pferd die auslösenden Allergene unterschiedlich.
Wir behandeln grundsätzlich immer die Ursache und nicht die Symptome.“

Wie würden Sie denn vorgehen, zum Beispiel wenn ein Pferd sich durch Wind und Nässe verkühlt hat und sich nun Atemwegssymptome zeigen?
Claudia Nehls: „Ich würde sofort eine Haaranalyse machen. Und im Zuge der Haaranalyse teste ich Allergene. Denn oft sind Allergene mit beteiligt. Die muss man dann zukünftig natürlich vermeiden. Es ist ganz wichtig, dass man weiß, worauf das Pferd reagiert. Und möglicherweise ist auch der Darm schon geschwächt. Der Zustand des Darms ist entscheidend. Es kann sein, dass das eine Pferd mit dem geschwächten Darm bzw. Immunsystem infolge der Verkühlung einen Infekt bekommt. Und das andere Pferd, mit einem stabilen Immunsystem, sprich einem intakten Darm, eben nicht.
Wenn sie beispielsweise zehn Pferde bei kühlen Temperaturen in den Regen stellen, werden vielleicht drei oder vier erkranken, die anderen aber nicht. Der Unterschied besteht eben in der Individualität des einzelnen Organismus und daher behandele ich auch individuell und mit unterschiedlichen Mitteln.“

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