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Am besten gesund: Jede Auffälligkeit beim Fohlen sollte schnell abgeklärt ­werden.

© Alexandra González/Reiter & Pferde in Westfalen

Atemwegserkrankungen beim Fohlen

Lungenerkrankungen sind neben Durchfall die häufigsten Fohlenerkrankungen. Sie können bereits kurz nach der Geburt, aber auch erst nach einigen Lebenswochen auftreten.

Aspirationspneumonie
Eine Aspirationspneumonie ist eine Lungenentzündung, die durch in die Luftröhre gelangte Fremdpartikel oder Flüssigkeiten, beispielsweise Futter oder Milch, ausgelöst wird. So kann es bei Schwergeburten zur Aufnahme von Fruchtwasser und Mekonium in die Luftröhre und von da in die tieferen Atemwege kommen.

Auch bei einer Gaumenspalte oder Fehlbildungen des Kehlkopfes kann die Aspiration von Milch auftreten, wobei bei diesen Fohlen meist der Milchabgang durch die Nüstern ersichtlich ist. 
Auch Fehler bei der Flaschenfütterung können sowohl bei fitten, aber vor allem bei Fohlen mit einem verminderten oder nicht vorhandenen Saugreflex (lebensschwachen Fohlen) zu einer unbemerkten Eingabe der Milch in die Luftröhre führen. Fohlen besitzen einen wenig ausgeprägten Hustenreflex, wenn ein Fremdkörper oder Flüssigkeit in die Luftröhre gelangt, sodass derartige Fehler nicht automatisch erkannt werden. 

Symptome wie Fieber, vermindertes Allgemeinbefinden, Apathie, Nasenausfluss, Husten und/oder eine erhöhte Atemfrequenz bzw. erschwerte Atmung können nach wenigen Stunden oder in den ersten Lebenstagen beobachtet werden. Beim Abhören der Lunge (Auskultation) können unter Umständen rasselnde Atemgeräusche wahrgenommen werden. Entzündete Lungenareale können sehr gut im Ultraschall und Röntgen dargestellt werden. Zur Behandlung werden antibiotische und entzündungshemmende Medikamente verabreicht. Je nach Ursache muss auch die auslösende Erkrankung therapiert werden.

Infektiöse Lungenerkrankungen
Infektiöse Lungenerkrankungen können durch Viren, zum Beispiel Influenza- oder Herpesviren, oder Bakterien, in seltenen Fällen auch durch Pilze ausgelöst werden. 
Sie können in Form einer Bronchitis oder Lungenentzündung (einer sogenannten Pneumonie) auftreten. Die Erreger können über Nase oder Maul aufgenommen werden und von da die Bronchien und Lunge besiedeln. Ebenso ist im Rahmen einer Sepsis (Blutvergiftung) ein Abschwemmen der Erreger aus anderen Organsystemen, wie beispielsweise einem entzündeten Nabel möglich. Auch diese Fohlen können durch schlechtes Allgemeinbefinden, verminderte Milchaufnahme, Fieber, Husten und/oder schleimigen oder eitrigen Nasenausfluss auffallen. 

Zur Diagnostik werden Ultraschall und/oder Röntgen genutzt, um das Ausmaß der veränderten Lungenareale einschätzen zu können. Zum Erregernachweis sollte ein Abstrich aus der Luftröhre entnommen werden, in der Regel im Rahmen einer Endoskopie, um zum Beispiel bei einer bakteriellen Besiedlung ein spezifisches auf den Keim ausgerichtetes Antibiotikum wählen zu können. 

Therapie infektiöser Lungenerkrankungen
Die Therapie richtet sich nach dem auslösenden Erreger. Oftmals kommen Antibiotika, Schleimlöser sowie entzündungshemmende bzw. fiebersenkende Medikamente zum Einsatz.
Prophylaxemaßnahmen zielen wie bei den meisten Fohlenerkrankungen da­rauf ab, den Infektionsdruck im Bestand und somit auf das einzelne Fohlen zu senken sowie eine gute Immunkompetenz des Fohlens zu ermöglichen: Bereits bei der Geburt sollte auf eine saubere und trockene Umgebung sowie eine gute Geburtshygiene geachtet werden. Das Maul oder die Nase des Fohlens sollte nicht mit dreckigen Händen oder Tüchern ausgewischt werden. Ebenso sollte das teilweise gern gemachte Fingersaugen, an schmutzigen Händen, unterlassen werden. 

Der Nabel sollte in den ersten Tagen regelmäßig desinfiziert werden. Die Aufnahme von ausreichend Kolostrum ist essenziell zur Versorgung des Fohlens mit ausreichend Antikörpern. Da auch der Antikörpergehalt im Kolostrum variieren kann, kann trotz ausreichend aufgenommener Menge der Antikörpergehalt im Blut des Fohlens zu gering sein. Aus diesem Grund empfiehlt sich, eine Kontrolle des Antikörper-Gehaltes im Blut des Fohlens nach 16 bis 20 Lebensstunden. Vor allem bei Schwergeburten, verspäteter Kolostrumaufnahme, aber auch bei Erkrankungen der Stute in der (Spät)-Trächtigkeit sollte ein derartiger Test durchgeführt werden. 

Ebenso können Stress, ein schlechtes Impf- und Entwurmungsmanagement oder ein erhöhter Infektionsdruck (Haltung in großen Gruppen, wechselnde Gruppen) zur Krankheitsentstehung beitragen. Erkrankte Fohlen sollten stets von anderen Tieren – vor allem anderen Fohlen – separiert werden. 

Autorin: Viola Häußler, Tierärztliches ­Kompetenzzentrum Karthaus

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