Bei Fehlstellungen schnell handeln
Bei jedem Züchter ist die Freude zunächst groß, sobald ein Fohlen frisch geboren ist. Häufig fallen aber schon bei den ersten Aufstehversuchen oder sobald das Fohlen sicher steht, erste Fehlstellungen der Gliedmaßen auf.
Fehlstellungen der Gliedmaßen beim Fohlen können bereits bei Geburt vorliegen oder treten in den ersten Lebenstagen bis -wochen auf. Es können alle Rassen betroffen sein, wobei langbeinige Fohlen bei Geburt häufiger betroffen sind. Viele dieser Fehlstellungen sind mit wenig Aufwand schnell zu beheben und bessern sich innerhalb weniger Tage oder Wochen.
Die Ursachen
Ursachen einer Fehlstellung können sowohl durch die engen Platzverhältnisse in der Gebärmutter der Stute oder genetische Faktoren bereits vor der Geburt entstehen. Einen Einfluss kann auch die Nährstoffversorgung des Fohlens und der Stute vor und nach der Geburt haben. Fehlstellungen im späteren Fohlenalter entstehen durch schlechte Bodenverhältnisse und Erkrankungen. Gliedmaßenfehlstellungen werden in Achsenfehlstellungen und Beugefehlstellungen eingeteilt. Das Ziel ist ein Reitpferd mit gerader Gliedmaßenstellung, um spätere Lahmheiten über eine stark einseitige Belastung der Gelenke zu vermeiden.
Beugefehlstellungen: Durchtrittigkeit
Viele Fohlen werden mit durchtrittigen Gliedmaßen geboren, womit die Durchtrittigkeit zu den häufigsten Diagnosen zählt. Es können einzelne oder alle Gliedmaßen betroffen sein.
Die Durchtrittigkeit kann von einer leicht schwebenden Hufzehe bis hin zur hochgradigen Durchtrittigkeit, wobei der Fesselkopf den Boden berührt, reichen. Beim neu geborenen Fohlen mit durchtrittigen Gliedmaßen ist der Beugesehnenapparat noch zu schlaff und muss sich erst an die Belastung des stehenden Fohlens adaptieren. Diese Fehlstellung bessert sich in der Regel innerhalb weniger Tage durch regelmäßige Bewegung.
Der Züchter sollte das Fohlen mehrfach täglich auf festem Boden führen, wodurch sich die Sehnen straffen können. Es sollte darauf geachtet werden, dass bei starker Durchtrittigkeit keine Hautwunden an den Ballen oder am Fesselkopf auftreten. In diesem Fall sollte ein leichter Verband als Schutz angelegt werden. Stützverbände sind einer Durchtrittigkeit kontraindiziert.
Der Züchter sollte einen Tierarzt hinzurufen, sobald es sich um eine hochgradige Durchtrittigkeit handelt oder sich die Fehlstellung nicht innerhalb von einer Woche bessert. In diesem Fall muss das Fohlen durch einen geklebten Hufschuh mit einer Trachtenverlängerung unterstützt werden.
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Autorin: Veronika Kopp, Tierärztliches Kompetenzzentrum Karthaus