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Voraussetzung für eine ergiebige Weide im Sommer ist die fachgerehcte Vorbereitung und Pflege der Flächen.

© H. Kivelitz

Grüner wird’s ... doch!

Grünlandmonitoring
Um den aktuellen Zustand von Weideflächen bewerten zu können, ist eine regelmäßige Kontrolle bzw. eine Flächenbegehung sinnvoll. Nur so sind Schäden oder ungünstige Pflanzenbestandsentwicklungen in vollem Umfang erkennbar. Das Grünlandmonitoring hat das Ziel, notwendige Pflegemaßnahmen festzulegen und gegebenenfalls auch Änderungen im Weidemanagement vorzunehmen.

Besonders im Frühjahr kurz vor dem Vegetationsbeginn ist dieses Monitoring wichtig, denn ausgeprägte Frostperioden, lang anhaltende Schneeauflagen oder auch Überflutung und Staunässe über die Wintermonate können dem Grünland stark zusetzen.

Drei Schritte sind notwendig: Den allgemeinen Zustand der Flächen erfassen, Narbenlücken und die Artenzusammensetzung bestimmen und beurteilen, ob der Ist-Zustand genügt oder verbessert werden sollte.

Schritt 1: Flächenzustand erfassen
• Wie sind die Feuchtigkeitsverhältnisse der Fläche? Diese beeinflussen die botanische Zusammensetzung.
• Wie sieht das Relief aus? Ist es sehr bewegt, wechselt die Grasnarbe häufig und kleinräumig ihr Erscheinungsbild, insbesondere in den Senken und auf den Kuppen?
• Sind Fahr- und Trittspuren (Bodenverdichtung) oder Mäuse- und Wildschweinschäden vorhanden?
• Gibt es besondere Stellen wie beispielsweise Moorlinsen, die Schwierigkeiten in der Bewirtschaftung bereiten?
• Wie hoch ist der Anteil der komplett ausgewinterten und abgestorbenen Gräser?
• Ist zu Vegetationsbeginn ein Ergrünen von Gräsern festzustellen?
• Wie hoch ist der Lückenanteil?
• Wie hoch ist der Grad der Verfilzung der Grünlandnarbe z. B. durch Moos oder Gemeine Rispe?
• Welche Unkräuter sind vorhanden?
• Welche Anteile haben Unkräuter und Ungräser?
• Ist der Boden durch den Frost hochgefroren?

Schritt 2: Bestimmen der Lücken und Pflanzenarten
Hierzu werden die Flächen abgelaufen und der Anteil an Lücken wird in jeder Fläche ermittelt, und zwar verteilt an mehreren Stellen. Dabei ist auf Areale zu achten, die Besonderheiten aufweisen. Zur Übung des Schätzens der Lücken im Bestand dient zum Beispiel der „Aulendorfer Lückendetektor“. Dazu wird ein Zollstock (40 cm x 40 cm) an mindestens zehn Stellen zufällig im Bestand ausgelegt und der Anteil der Lücken innerhalb des Quadrats geschätzt. Die Handfläche innerhalb des Quadrats nimmt einen Flächenanteil von etwa 15 % ein.
Außerdem sollte im Frühjahr die botanische Artenzusammensetzung unter die Lupe genommen werden. Dabei wird an mehreren, repräsentativen Stellen (ca. 1 m x 1 m) im Bestand geschaut, aus welchen Pflanzen sich die Grünlandnarbe zusammensetzt, da diese maßgeblich den Ertrag und die Qualität bestimmen.

• Zunächst wird eine grobe Einteilung der Pflanzen in Gräser, Leguminosen sowie Kräuter vorgenommen und deren Anteile (am Gesamtertrag) in Prozent geschätzt. Am leichtesten ist es, mit dem Kleeanteil zu beginnen, gefolgt von den Kräutern.

• Anschließend werden die Pflanzengruppen in die erwünschten und unerwünschten Arten unterteilt. Auch hierbei sollten die prozentualen Anteile geschätzt werden.
Insbesondere bei den Kräutern kann die Zuordnung in erwünscht oder unerwünscht davon abhängen, wie groß der Anteil der betreffenden Art im Bestand ist. Während beispielsweise Stumpfblättriger Ampfer, Hahnenfußgewächse und Vogelmiere aufgrund ihres schlechten Futterwertes nicht willkommen sind, werden Arten wie Löwenzahn und Spitzwegerich dagegen bis zu einem bestimmten Anteil im Bestand von den Tieren gern gefressen.

Bei den Gräsern ist ebenfalls wichtig, die erwünschten Arten von den unerwünschten zu unterscheiden. Je nach Nutzung und Standort ist die Etablierung bestimmter Gräser sinnvoll oder weniger sinnvoll. Grundlegende Erkennungsmerkmale von Gräsern ist nicht nur der charakteristische Blütenstand, sondern es sind auch Merkmale im vegetativen Wuchsstadium.
Mit ein wenig Übung und einem Bestimmungsbuch oder einer App (zum Beispiel „Flora Incognita“) gelingt die Bestimmung der wichtigsten Grasarten meist ganz gut.

Schritt 3: Vergleich Ist und Soll
Mit den ersten beiden Schritten ist nun ein Überblick über den Ist-Zustand der Flächen gewonnen. Als Nächstes steht die Frage an, welcher Soll-Zustand angestrebt wird. Dieser ist immer abhängig von den Klima- und Bodenverhältnissen und dem Nutzungsziel (zum Beispiel Weide, Schnitt, intensiv, extensiv). Aufgrund unterschiedlicher Wuchseigenschaften kommen bestimmte Grasarten unter verschiedenen Nutzungssystemen und -intensitäten besser zurecht. Dient das Grünland vornehmlich zur Heu- oder Heulageproduktion, ist ein hoher Anteil an futterbaulich hochwertigen Obergräsern wünschenswert. Ist eine intensive Beweidung geplant, sollte der Anteil an qualitativ hochwertigen Untergräsern höher sein.

Wünschenswerte Arten für die Pferdeweide sind Wiesenlieschgras, Deutsches Weidelgras, Wiesenrispe, Wiesenschwingel, Rotschwingel und Knaulgras, deren Anteile in Abhängigkeit von Nutzung, Nutzungsintensität und Standortverhältnissen variieren. Herrschen beispielsweise eher feuchte Standortverhältnisse vor und ist somit eine intensive Bewirtschaftung nicht möglich, können Arten wie Wiesenlieschgras und Straußgras eine höhere Ertragssicherheit bringen. Im Gegensatz dazu profitiert Knaulgras von sommertrockenen Standorten. Bei der intensiven Beweidung ist es wichtig, Gräser zu nutzen, die eine hohe Narbendichte und somit Trittfestigkeit gewährleisten. Dazu gehören in erster Linie das Deutsche Weidelgras und die Wiesenrispe. Im schnittgenutzten Dauergrünland ist neben dem Deutschen Weidelgras zum Beispiel auch das Wiesenlieschgras ertragsstark und schmackhaft für Pferde. Weicht der Ist-Zustand vom Soll-Zustand zunehmend ab, sind Pflegemaßnahmen erforderlich. Bei großen Abweichungen zwischen Ist- und Soll-Zustand sollte zudem unbedingt nach den Ursachen geforscht werden.

Maßnahmen im Frühjahr
Wie oben ausgeführt, können Kahlfrostperioden, lang anhaltende Schneeauflagen oder auch Überflutung und Staunässe zu Grünlandschäden führen. Aber auch die letzte Nutzung im Herbst des Vorjahres kann ihre Spuren hinterlassen. Wurde die Weide bis spät in den Herbst oder Winter des Vorjahres hinein zu intensiv genutzt, besteht die Gefahr trittbedingter Bodenverdichtungen und Lückenbildung durch tiefen Verbiss und zu geringer Regenerationszeit. Konnte im Gegensatz dazu der Herbstaufwuchs vor Winter nicht kurzgehalten werden, birgt auch das ein Schädigungsrisiko. Die Gräser gehen zu lang in den Winter und der Bestand bricht mit dem ersten Frost zusammen. Die Grasnarbe darunter kann aufgrund des Lichtmangels absterben, was wiederum Lücken zur Folge haben kann. Es ist daher geboten, die Regeneration der Grünlandnarbe mit verschiedenen Pflegemaßnahmen im Frühjahr zu fördern.

Lesen Sie den gesamten Artikel in der Ausgabe März 2022. Hier geht's zur Heftbestellung.

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