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Stephanie und Andreas Klaaßen präsentieren die nach den Richtlinien für Pferdehaltungen gestalteten Laufställe.

© A. González

Weiden – so weit das Auge reicht

Begonnen hat alles 1912, als Andreas Klaaßens Urgroßvater den Hof in Bocholt mit einem Hektar und einer einzigen Kuh gründete. Jahrzehntelang konzentrierte sich die Aufmerksamkeit auf die Milchproduktion – in der Spitze hielt der Betrieb 500 Kühe. Zu verdanken hat Andreas Klaaßen diese gute Ausgangssituation seinen Eltern Maria und Ferdinand Klaaßen, die ihr Leben dem Aufbau des Betriebs widmeten.

Doch etwas schwelte seit langer Zeit in Andreas Klaaßen, der den Hof seit 1995 als GbR mit seinem Vater und seit 2000 alleine führt: Es sollten wieder Pferde einziehen. Von seinem Großvater hatte er als Junge den Umgang mit Pferden erlernt, wurde mit seiner Unterstützung reiterlich gefördert, bekam ein eigenes Pony von ihm. „Mein Vater konnte sich allerdings nie für Pferde begeistern. Er stellte mich vor die Wahl: Wenn ich Landwirt werden wolle, dann müsse ich mich entscheiden.“ Andreas Klaaßen entschied sich damals für die Landwirtschaft. Aus Sorge vor einem Reitunfall des zukünftigen Hoferben mit dem temperamentvollen Pony Kessy verkaufte Vater Klaaßen es. Seinen Sohn kränkte das sehr: „Da nahm ich mir vor, dass ich wieder Pferde haben würde, wenn ich selber Chef bin.“

Faszination für Dülmener Wildpferde
Diesem Entschluss einen Schritt näher kam Andreas Klaaßen 2014, als er mit seiner Nichte Anna Marie den Wildpferdefang im Merfelder Bruch besuchte. Die „Dülmener“ hatten es ihm schon immer angetan. Kurzerhand bot er auf den schönsten Jährling im Lot. Tatsächlich erhielt er den Zuschlag und das erste Pferd seit langer Zeit zog wieder auf dem Hof Klaaßen ein. Und weil ein Pony nicht gerne allein ist, folgten zügig weitere Dülmener. „Ich fahre auch heute noch regelmäßig zum Herzog und gucke mir meine Wunschkandidaten aus“, erzählt er. So hat er bereits den Deckhengst Agamemnon aus der Herde des Herzogs von Croÿ für seine Dülmener Zuchtstuten im Einsatz gehabt. „Die Dülmener Wildpferde werden hier immer einen Platz haben“, versichert Andreas Klaaßen.

Doch wie kommt ein Mann von seiner Begeisterung für die kleinen Wildlinge zu einem professionellen Aufzuchtbetrieb mit derzeit Platz für 270 Pferde? In diesem Fall heißt des Rätsels Lösung Stephanie Klaaßen. 2015 kam sie mit einigen Pferden als Einstallerin auf den Hof – und blieb.

90 Hektar mit Holzzaun
Genervt von den Milchkrisen 2013 und 2015/2016 überlegte das Paar, wie es unabhängiger vom Milchmarkt werden könne. Einen klassischen Pensionsbetrieb mit Reitpferden wollten beide nicht, also Zucht und Aufzucht. „Wir haben uns überall umgesehen“, erzählt Andreas Klaaßen. Ideen holte er sich in der ganzen Republik, in Holland und Belgien. „Man muss nur mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen, dann erfährt man vieles“, verrät der staatlich geprüfte Landwirt seine Strategie.

Mit seinem Wissen aus der Landwirtschaft, den Ideen aus seinen Besuchen und vielen Gesprächen mit Pferdeleuten, Futtermittelexperten und dem Know-how von Pferdefrau Stephanie Klaaßen nahm der Plan „Jungpferdeaufzucht“ Gestalt an. Erst gar nicht angetan von den Plänen war Andreas Klaaßens Vater. „Du willst doch wohl nicht zu so einem Pferdebetrieb mit den scheußlich verwahrlosten Weiden und den ganzen losen Litzen werden?“, empörte er sich. Doch damit täuschte er sich gründlich in seinem Sohn, denn das hatte der ganz und gar nicht vor. „Ich bin Perfektionist, mag es gerne ordentlich – bei den Abläufen und auch was das äußere Erscheinungsbild meines Betriebs betrifft“, stellt Andreas Klaaßen klar.

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