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Ein Boden aus Sand ist günstig und hält viele Jahre. Zum Planieren braucht man einen Hufschlagräumer sowie Walze oder Schild.

© J. Wiedemann

Welcher Boden, welche Pflege ?

Reitboden aus Sand
Ein reiner Sandboden hat viele Vorteile: Er hat ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Er hält, in Abhängigkeit von der Nutzungsintensität, der Pflege und dem Anspruch an seine Reiteigenschaften acht bis 15 Jahre, möglicherweise sogar 20 Jahre.

Eine Entsorgungsproblematik besteht bei einem reinen Sandboden nicht. Gutes Augenmerk sollte man aber darauf verwenden, welcher Sand verwendet wird. Es muss ein passender Sand aus der passenden Grube sein.
Quarzsande benötigen zur Pflege mehr Wasser als ein lehmhaltiger Sand. Letztere werden aber nur selten verbaut, die Profis mögen sie gar nicht. Ihr Argument: Bei Trockenheit verhärten lehmhaltige Sande zu stark, und bei zu viel Nässe können sie matschig und rutschig werden. Hat der Reitboden mit Lehmanteil derart gelitten und ist verhärtet, muss man ihn „aufreißen“, um ihn wieder zu lockern. Das kommt einem von früher vielleicht noch bekannt vor: Die damals häufig verwendeten Reitböden aus Sand-Holzspäne-Gemisch wurden auch mit der Zeit so fest, dass sie komplett durchgegrubbert werden mussten bzw. regelmäßig neue Späne untergemischt wurden, um den Boden locker zu halten. Die Festigkeit stammte auch bei diesen Böden vom lehmhaltigen Sand.

Reitboden aus Reitsand-Vlies-Gemisch
Diese Art von Boden erfreut sich weltweit der größten Beliebtheit und wird häufig verbaut. Besonders im anspruchsvollen Turniersport und bei Profi-Reitanlagen findet dieser Boden seinen Einsatz und gilt wegen seiner hervorragenden Reiteigenschaften als kaum verzichtbar. Seine Pflege ist leicht, die Wirtschaftlichkeit (Kosten : Nutzen) hoch.

Das Gemisch besteht aus Reitsand und Vlies. Als Sand wird meist Quarzsand verwendet, der auch die beste Empfehlung ist. Es gibt aber auch Hersteller, die anlehmige Sande – also Sande mit leichtem Lehmanteil – für die Mischung verwenden.

Über den Quarzsand sollte man sich Detailinformationen zu Kornstruktur und Form geben lassen. Ideal ist eine ovale Form des Sandkorns. Eckige Formen sorgen für vermehrten Hufabrieb, runde Formen lassen den Boden unter den Hufen rollen.

Als Vliesanteil verwenden die Hersteller unterschiedliche Sorten. Es gibt reine Polypropylen-Vliese (PPP-Vlies) oder auch Vliese mit Baumwollanteil. Bauherren sollten namhafte Hersteller anfragen. Die meisten bieten für ihre Vliesböden auch Prüfzertifikate an, die bestätigen, dass der Vliesanteil den vom NRW-Landesamt für Umwelt- und Naturschutz geforderten Bedingungen (siehe Datenblatt LANUV: „Kunststoffhaltige Tretschichten auf Reitplätzen“) auch erfüllen. Diese Zertifikate sollte man sich als Kunde nicht nur versprechen, sondern auch schicken lassen! Denn tatsächlich erfüllen nicht alle Vliese die geforderten Tests für die Prüfzertifikate.

Böden aus Vlies-Sand-Gemisch müssen bewässert werden, um deren Reiteigenschaften zu erhalten und um Stäube zu binden. Aktuelle Studien belegen, dass in Pferdelungen künstliche Feinfasern zu finden sind; woher sie stammen, ist unbekannt. Doch man tut generell gut daran, den Abrieb von Böden stets durch Bewässerung feucht und am Boden zu halten, damit die Pferde Stäube nicht einatmen. In der Vergangenheit ist es teils sogar schon zu Klagen von Pferdebesitzern gegenüber Pferdebetrieben gekommen, deren Pferde – möglicherweise wegen Staubbelastung – Atemwegserkrankungen erlitten hatten.

Bei der Bewässerung des Sand-Vlies-Bodens empfiehlt es sich, lieber in größeren Intervallen mit großen Mengen Wasser als mit kürzeren Intervallen und geringen Wassermengen zu bewässern. Denn dieser Boden liebt es, bei trockenen, sommerlichen Bedingungen, mit einigen Tausend Litern alle drei bis vier Tage sehr gut durchgenässt zu werden. Das Sand-Vlies-Gemisch saugt sich das Wasser von unten nach oben auf. Wird hingegen nur mit einer kleinen Menge Wasser die Oberfläche bewässert, so verdunstet dieses Wasser schnell und die unteren Bodenschichten bleiben trocken. Das fördert die schnelle Staubbelastung und mindert die Reitqualität des Bodens.

Generell aber kommt ein Boden aus Vlies-Sand-Gemisch mit weniger Wasser aus als ein reiner Sandboden. Dabei ist das Vlies – entgegen der landläufigen Meinung – kein guter Wasserspeicher. Aber es bietet eine höhere Scherfestigkeit als Sand und sorgt daher für sehr gute Reiteigenschaften.

Über die Entsorgung dieser Art von Reitböden sollte man sich ebenfalls Gedanken machen. Fragt man derzeit Deponien an, so bestehen Unsicherheiten, wie der Boden zu entsorgen ist: Als Sand, als Hausmüll (mit Prüfzertifikat) oder eventuell als Sondermüll (ohne Prüfzertifikat über den Zuschlagstoff). Viele Entsorger lehnen ab, bzw. verlangen Preise von 100 – 300 € je Tonne Reitboden. Ein hoher Preis, wenn man bedenkt, dass ein 20 x 40 m großer Reitplatz rund 100 – 120 Tonnen Sand fasst.

Der Gedanke, solch ein Gemisch mithilfe von Maschinenkraft in die Bestandteile Sand und Vlies sauber zu trennen, beschäftigt derzeit die Tüftler unter den Herstellern. Doch dieses Verfahren wird auch nicht für umsonst zu haben sein, wenn es denn fertig entwickelt wäre.  

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