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Der Dürresommer 2022 hat den Pferdeweiden heftig zugesetzt.

© A. González

Welchen Beitrag kann Grünland zur Nachhaltigkeit leisten?

Katharina Weihrauch ist Beraterin für Grünland und Futterbau am Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen. In ihrer Praxis sieht sie, neben den intensiv wirtschaftenden Milchviehbetrieben, auch extensiv wirtschaftende Betriebe, zu denen oft diejenigen zählen, die Grundfutter für Pferde erzeugen. Sie ist überzeugt, dass die extensive Grünlandbewirtschaftung einen elementaren Beitrag zur nachhaltigen Bewirtschaftung in der Landwirtschaft darstellt.

So sei die Heugewinnung für die Ansprüche von Pferden eine vergleichsweise extensive Form der Futtergewinnung. Zum einen, weil oft nur zwei bis drei Schnitte auf dem Grünland vier bis fünf Schnitten bei Milchviehbetrieben gegenüberstehen. Dazu kommt der relativ spätere Schnitt im Vergleich zum Milchviehbetrieb. Beides wirkt sich auf die Arten im Grünland aus: Insekten- und Pflanzenvielfalt profitieren davon. Ein weiterer Vorteil von Grünland  gegenüber Feldfutter ist seine Speicherkapazität für Kohlenstoff.

Es gibt Versuche, den Kohlenstoffanteil im Boden künstlich weiter zu erhöhen und gleichzeitig die Bodenqualität zu verbessern. Dazu bedient man sich einer Düngung mit Pflanzenkohle. Sie soll Wasser und Nährstoffe binden, die Bodenstruktur verbessern und gleichzeitig selbst als Kohlenstoffdepot dienen, in dem der Kohlenstoff, Bestandteil des klimaschädlichen CO2, dort über lange Zeiträume fixiert wird und so nicht in die Atmosphäre gelangt.

Auch das Grundwasser wird vom Grünland positiv beeinflusst: Grünland filtriert das Wasser und verhindert durch die Abdeckung der Oberflächen Verdunstung. Zudem verhindert der Aufwuchs Bodenerosion durch Wasser und Wind.

Was sollte ins Grünland?
Doch was sollte bei der Pflanzenauswahl und den Anbaumethoden beachtet werden, damit möglichst nachhaltig gewirtschaftet wird? Für das Dauergrünland empfiehlt Katharina Weihrauch unbedingt ausdauernde Arten und Sorten einzusetzen. „Achten Sie auf die Sortenempfehlung für Ihren Standort. Die Sortenunterschiede bezüglich Ertrag, Winterhärte und Trockentoleranz sind bei Gräsern sehr ausgeprägt.“ Vorsicht sei bei Saatmischungen speziell für Pferdeweiden geboten. Hier werden die enthaltenen Sorten häufig nicht ausgewiesen. Standort ungeeigneten, oder auch in Deutschland ungeprüfte Sorten (vgl. beschreibende Sortenliste Bundessortenamt) können enthalten sein, wodurch das Ertragsrisiko deutlich steigt.

Ihren Kunden mit Pferden empfiehlt Katharina Weihrauch deshalb z. T. auch Saatmischungen aus dem Sortiment für Rinderbetriebe, wenn die Sorten- und Mischungszusammensetzung besser zum Betrieb passt. Gezielt für den Standort und die Nutzung ausgewählte, ausdauernde Sorten erhöhen die Nachhaltigkeit enorm. Unangepasste Sorten erfordern nämlich eine regelmäßige Nachsaat in kurzen Zeitabständen und mit hohen Nachsaatmengen, was Zeit, Diesel und Geld kostet. Sortenempfehlungen sind z.  B. auf den Seiten der Landwirtschaftskammer NRW online nachlesbar. Achtung: In Mittelgebirgslagen werden andere Sorten empfohlen als in Niederungslagen.

Hilfreich beim Einkauf sind die roten und orangen Aufkleber auf den Saatgutsäcken. Das offizielle Rote Etikett für empfohlenes Saatgut soll es ab diesen Herbst wieder geben. Die roten Aufkleber signalisieren Sortenempfehlungen für Mittelgebirgslagen, orange Etiketten für Niederungslagen.

Sind Kräutersaaten nachhaltig?
Das Thema Kräutersaatmischungen sieht Katharina Weihrauch eher kritisch. Pferdebesitzer werden mit viel Werbung für diese Produkte konfrontiert und setzen sie ein, in dem Glauben, etwas Gutes für ihre Pferde zu tun.

„Die Mischungen sind sehr teuer, teilweise kostet ein Kilo 20 €. Doch die meisten Arten in den Mischungen sind einjährig. Das bedeutet, sie wachsen im ersten Jahr und sind dann weg und hinterlassen Lücken im Bestand, in die dann unerwünschte Pflanzen einwandern, wie z. B. Jakobskreuzkraut, dessen Samen fliegend weite Strecken überwinden. Ampfersamen überdauert dagegen zum Teil 70 Jahre im Boden ohne zu keimen. Bietet sich aber eine günstige Gelegenheit, etwa weil es eine Lücke im Weideaufwuchs gibt, dann etabliert sich diese unerwünschte Pflanze sehr schnell“, erklärt sie. Ausdauernde Kräuter sind z. B. Fenchel, Spitzwegerich und Wiesenkümmel. Doch auch hier stellt sich die Frage, ob sie von den Pferden aufgenommen werden, wenn genügend Alternativen im Aufwuchs vorhanden sind.

Wer über den Einsatz von Kräutermischungen nachdenkt, der sollte beachten, dass die Übersaat in die Altnarben oft nicht funktioniert, da die Kräuter gegenüber den Grasarten zu konkurrenzschwach sind. Somit ist der Einsatz an dieser Stelle nicht nachhaltig. Interessant könnte er auf extrem geschädigten Narben, bei Neuansaaten oder bei der Aussaat von Feldfutter sein.

 Lesen Sie den gesamten Artikel in der Ausgabe Oktober 2022. Hier geht's zur Heftbestellung.
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