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Auch wenn das Befüllen der Anlage aufwendig ist und beim Trocknen zusätzliche Energiekosten entstehen, ist sie für Familie Wegner sehr wirtschaftlich.

© Uwe Wegner

Trockenes Heu – egal, bei welchem Wetter

Uwe Wegner aus Mülheim hat einen Weg gefunden, sich bei der Heuernte weitgehend unabhängig vom Wetter zu machen. Er trocknet das Heu auf der Wiese nicht mehr zu Ende, sondern bringt die Ballen unter das Dach, wo ihnen in einer Trocknungsanlage die Restfeuchte entzogen wird.
Der kühle, nasse Sommer 2014 war es, der Uwe Wegner, Nebenerwerbslandwirt und Pensionsstallbesitzer, in die Bredouille brachte: Die Futterernte ging nicht voran, die Kunden wurden unruhig, sie wollten Heu. Doch wie sollte er gutes Heu liefern, wenn das Wetter nicht mitspielte? Heute lassen ihn Situationen wie diese kalt: In der nunmehr fünften Ernte setzt Wegner eine Heutrocknungsanlage ein, an deren Optimierung er immer weiter feilt.
Uwe und Katja Wegner produzieren auf ihrem Betrieb in Mülheim an der Ruhr Heu für Pferdehalter. Die rennen den beiden in diesem Jahr die Hoftore ein, da nach dem dritten Trockensommer in Folge akuter Futtermangel herrscht. „Unsere Kunden versorgen ihre Pferde in den meisten Fällen selber und gehen dabei wieder weg von Melassefutter. Sie bieten ihren Tieren lieber Heu als Beifutter an – und bestehen auf Trocknungsheu, auch trotz der trockenen Sommer. Wir könnten immer mehr Chargen produzieren, die Leute wollen das haben“, ist Uwe Wegner, der bis zu diesem Sommer zusammen mit seiner Frau auch eigene Pferde gehalten, diese aber mangels Freizeit just abgegeben hat, zufrieden, dass sein getrocknetes Heu so wertgeschätzt wird. Vom ersten Ballen an war Wegners Trocknungsheu ein Hit für Pferd und Reiter.

Viel recherchiert

„Durch Zufall habe ich eine Annonce über eine Heutrocknungsanlage gesehen und begonnen, mich näher damit zu beschäftigen. Wäre das auch etwas für unseren Betrieb? Immerhin vermarktet unsere Familie seit 1976 Heu an pferdehaltende Betriebe, und mit einer solchen Anlage könnten wir uns noch mehr spezialisieren“, berichtet Uwe Wegner von den ersten Berührungspunkten. Der 52-Jährige und seine Frau Katja sind beide hauptberuflich bei der Düsseldorfer Polizei. „Ich muss mir also jeden Sommer Ernteurlaub nehmen und wenn der dann ins Wasser fällt, ist das schlecht!“, lacht er.
Heutrocknungsanlagen habe es seinen Recherchen nach vor allem in Süddeutschland und den Bergregionen Österreichs und der Schweiz gegeben. „Nachdem ich mich sehr tief in das Thema eingelesen, aber keine Referenzanlagen in der Nähe gefunden hatte, sind wir nach Österreich gereist und haben an zwei Tagen verschiedene Systeme in der Praxis angeschaut und mit den Landwirten gesprochen. Da die Betriebe aber vor allem Losetrocknung im Einsatz hatten und das für uns nicht passte, mussten wir weitergucken.“
Er habe dann nach längerem Suchen eine Anlage in Thüringen gefunden, die seinen Vorstellungen entsprach: „Der Betrieb „Heu Heinrich“ in Neuhaus am Rennweg ist extrem professionell, und auch hier hat mich der Erfahrungsaustausch noch einmal weitergebracht“, so Wegner, was vor allem zu der Erkenntnis geführt hat, dass er mangels Abwärme aus einer Biogasanlage, die man für die Heutrocknung perfekt nutzen könnte, sowie aufgrund fehlender Holzquellen für eine Hackschnitzelanlage auf eine Kondenstrocknungsanlage gesetzt hat.

Wirtschaftlich Heu trocknen

Das Heu in der Anlage zu trocknen bedeutet auch mehr Arbeit auf dem Hof, weil die Ballen beim Befüllen der Trocknung einzeln und exakt auf den Lüftungsringen platziert werden müssen. Beim Trocknen fallen einerseits zusätzliche Energiekosten an, und andererseits verringern sich die Maschinen- und Kraftstoffkosten bei der Feldarbeit. Damit es wirtschaftlich ist, hat sich Uwe Wegner die eine oder andere Strategie überlegt. „Unsere 45 ha Grünland verteilen sich auf sehr viele klein strukturierte Stücke im Umkreis von 7 km. Also plane ich Touren in den Regionen, in denen die kleinen Teilflächen liegen, und wir mähen diese nacheinander ab. Auch wenden wir dieses Mähgut nur maximal drei- anstatt fünfmal, das spart ebenfalls Zeit.“ Die Kleinflächen werden etappenweise gemäht, um möglichst immer 32 Ballen für eine Heutrocknerfüllung zu erreichen, kalkuliert Wegner. Einige Rundballen werden nach der Trocknung auseinandergenommen und mit einer Hochdruckpresse in 10-kg-Quaderballen umgepresst. „Das ist zwar Aufwand, der sich aber lohnt, da Kleintierbesitzer ebenso wie viele Pferdebesitzer auf die handlichen Quaderballen stehen“, freut sich Wegner über die große Nachfrage nach seinen viereckigen Heuballen. Auch am Energieverbrauch der Anlage, der sich in durchschnittlichen Kosten für einen Ballen von rund 5 € niederschlägt, feilt Uwe Wegner stets weiter.
„Je trockener die Ballen von der Wiese kommen, desto energie- und kostensparender ist das natürlich. Lange Liegezeiten gehen aber zulasten der Halmstruktur und der Inhaltsstoffe im Gras. Wir müssen also einen Kompromiss finden.“ Am günstigsten sei es, wenn er die Kondensluft des Trockners und die Außenluft für die Belüftung der Ballen kombinieren könnte. „Wenn die Luftfeuchte der Außenluft unter 50 % liegt, schalten wir den Kondenstrockner ab. Schrank und Tore werden geöffnet, das Gebläse saugt die relativ trockene Außenluft an und pustet diese durch die Ballen. Dadurch gehen die Kosten erheblich runter“, erläutert Uwe Wegner. „Würden wir Heulage produzieren, lägen die Wickelkosten ähnlich hoch wie beim Trocknen.“

Die Kunst des Heumachens

Prinzipiell versucht Wegner stets, möglichst viel Futter in die Anlage zu bringen. Dafür reicht eine mittlere Pressdichte gut aus. Im Schnitt haben die Ballen einen Durchmesser von 1,25 bis 1,30 m und wiegen - nach dem Trocknen - 220 kg. 700 Ballen Futter produzieren Katja und Uwe Wegner jährlich, inklusive Heulage. Im nächsten Jahr kann die Familie eine weitere Fläche dazupachten, auf der Ackerfutterbau betrieben wird. Uwe Wegner möchte dann Luzerne anbauen, die, ebenfalls nach Trocknung in der Anlage, zu Luzerneheu verarbeitet werden soll.
„Früher haben wir den kompletten zweiten Schnitt siliert. Aber der Kundenwunsch nach einer Fütterung der Pferde mit Heu wurde stärker, und wir mussten umdenken – auch, weil es natürlich schwieriger ist, gutes Heu zu erzeugen, wenn die Schönwetterphasen immer weniger kalkulierbar werden“, gibt Uwe Wegner zu bedenken.
15 % Restfeuchte habe das Heu damals oft gehabt, wenn der Pferdehalter den Ballen mit dem Feuchtigkeitsmesser zu Leibe gerückt sei. „Besser sind 12 % Restfeuchte. Mit der Trocknungsanlage schaffen wir 8 bis 10 %!“, ist Wegner sehr zufrieden. Trockenes Heu sei unbelasteter, weil es in der Regel mykotoxinfrei ist. Die Ballen werden samt und sonders nach dem Trocknen noch einmal penibel durchgemessen, ob sie auch wirklich gut durchgetrocknet sind.
Dabei fange die Herausforderung, qualitativ hochwertiges Heu zu erzeugen, schon auf dem Feld an. „Zum Beispiel muss Heu, das auf feuchtem Boden liegt, öfter gewendet werden als Heu auf gut abgetrockneten Böden, da es sonst nicht trocknet. Wenn man das Heu aber zu oft mechanisch anpackt, brechen die Halme und Blätter. Es kommt zu Bröckelverlusten, und das Heu wird staubiger. Längere Halme fressen die Pferde aber lieber. Außerdem führen längere Feldliegezeiten dazu, dass das Material wichtige Nährstoffe quasi veratmet. Die Nährstoffgehalte sind höher bei kürzeren Liegezeiten“, weiß der selbst ernannte Heufreak und kann ergänzen, dass sich beispielsweise vier Nächte Taubildung in Folge negativ auf das Aroma und die Farbe des Materials auswirken. „Beides bleibt im Heutrockner besser erhalten!“, weiß Wegner, das Heu bleibe grüner und deutlich staubärmer.

Weiter optimieren

Um den Effekt der Heutrocknung in der Anlage zu optimieren, habe der Nebenerwerbslandwirt viel an den Details beim Pressen gefeilt. „Leichtere Heuballen atmen besser, und die Halme brechen weniger schnell. Für das Heu ist das besser als eine hohe Verdichtung. Aber: Durch den weichen Kern dieser Ballen hat sich im Trockner ein Kamineffekt ergeben, der dazu geführt hat, dass der Kern zwar trocken, die Randbereiche der Ballen aber noch feucht waren“, berichtet Uwe Wegner von seinen Erfahrungen aus den ersten beiden Jahren.
Also habe er eine neue Rundballenpresse angeschafft, die variabel einstellbar ist und die alte Festkammerpresse ersetzt hat. „Ich habe die Einstellung so gewählt, dass die Ballen von innen nach außen eine möglichst gleichmäßige Dichte aufweisen. Damit strömt dann auch die Trocknungsluft aus dem Gebläse gleichmäßig durch die Ballen, der Kamineffekt ist hinfällig“, ist er zufrieden. Und noch eine Neuanschaffung stand ins Haus, um das Trocknen in der Anlage schon auf dem Feld perfekt vorzubereiten: „Wir sind vom Einkreiselschwader zu einem Mittelschwader gewechselt. Der legt den Schwad gleichmäßiger ab, sodass das Ausgangsmaterial besser und gleichmäßiger von der Presse aufgenommen werden kann.“
Mit all diesen Maßnahmen habe er großen Einfluss darauf, dass das Heu von möglichst guter Qualität ist.
Uwe Wegner erfasst jedes dieser Details statistisch genau: Schnittzeitpunkt, Pressdichte, Pflanzenbestand, Blatt-/Halmanteile... „Um es im nächsten Jahr vielleicht noch besser machen zu können“, hofft er auf weitere Optimierung seiner Kunst, Superheu anbieten zu können.
Das Feedback der Kunden bestätigt ihn unterdessen: „Die Pferdehalter stehen Schlange. Viele wissen, dass Pferde oftmals entweder zu wenig oder Heu von schlechter Qualität bekommen. Das rächt sich mittelfristig. Daher sind die Kunden bereit, auch 20 bis 25 € mehr pro Ballen für unser Trocknungsheu zu bezahlen. Das spart Folgekosten, zum Beispiel für den Tierarzt.“ Meike Siebel, Landwirtschaftskammer NRW

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