Zum Hauptinhalt wechseln

Der richtige Sattel für mein Pferd

Platzierung des Reitergewichts an den Schwerpunkt des Pferdes
Setzt sich ein Reiter ohne Sattel auf ein Pferd, so wird er an die tiefste Stelle des Pferderückens, die nah hinter dem Widerrist liegt, gesetzt.

Geht man vom statischen Schwerpunkt des Pferdes, also dem 12. Interkostalraum, gerade Richtung Wirbelsäule, dann erreicht man den 15. Brustwirbel. In diesem Bereich (14. bis 16. Brustwirbel) befindet sich der antiklinale Wirbel. An dieser Stelle kommt es zu einer Umkehr der Dornfortsatzrichtung. Hier ist die Wirbelsäule am tragfähigsten und ein zusätzliches Gewicht kann in diesem Bereich am besten getragen werden. Der Reiter sollte deshalb zwischen dem 12. und 15. Brustwirbel sitzen. Untersuchungen zur Drucktoleranz der Sattellage ergaben eine höhere Belastbarkeit des vorderen Drittels und eine deutlich geringere Toleranz im hinteren Drittel der Sattellage. Kommt das Reitergewicht also zu weit nach hinten, unter Umständen sogar in den Lendenbereich, reagieren die meisten Pferde mit schmerzhaft verspannter Muskulatur und reduzierter Losgelassenheit. Die Aufwölbung des Rückens wird behindert und die Hinterhandaktivität dadurch reduziert.

Sattelgröße
Neben der Aufgabe des Sattels, den Reiter in die Nähe des Schwerpunkts des Pferdes zu platzieren, muss der Sattel für den Reiter so konzipiert sein, dass seine Schulter, Hüfte und Ferse auf einer Linie liegen und sein Becken in der Bewegung des Pferdes mitschwingen kann. Dies setzt eine optimale Sattelgröße und Sattelpassform für Pferd und Reiter voraus.

Die maximale Größe des Sattels richtet sich nach der Länge des Pferderückens. Er sollte nicht über den 18. Brustwirbel hinausragen, da die Lendenwirbelsäule weniger Gewicht tragen kann. Bei Ponys oder Pferden mit kurzem Rücken kann es schwierig sein, einen Sattel zu platzieren, der ausreichend groß für den Reiter ist. Braucht der Reiter einen Sattel, der bis in den Lendenbereich reicht, dann ist das Pferd für den Reiter zu klein. Der Sattel muss zur Konfektionsgröße des Reiters passen, sodass noch ausreichend Platz zwischen Vorderzwiesel und Schambein des Reiters und zwischen Hinterzwiesel und Gesäß des Reiters ist, damit das Becken des Reiters mitschwingen kann. Füllt der Reiter den kompletten Sitz aus, ist der Sattel für den Reiter zu klein.

Reitergewicht und Reitergröße
Das maximale Reitergewicht orientiert sich am Gewicht des Pferdes. Das Reitergewicht sollte maximal 12 bis 15 % des Pferdegewichts betragen. Aber nicht nur das Reitergewicht ist von Bedeutung, sondern auch die Größe des Reiters im Verhältnis zum Pferd. Ein Reiter mit großem Oberkörper und langen Oberschenkeln wirkt mit einer deutlich höheren Kraft auf das Pferd ein, da die Hebelkräfte erheblich größer sind als bei einem kleinen Reiter. Auch das reiterliche Können spielt bei der Belastung des Pferderückens eine Rolle. Ein ruhig sitzender, gut ausbalancierter Reiter belastet den Rücken des Pferdes deutlich weniger als ein Reiter mit einem unruhigen Bewegungsmuster.

Sattelzubehör
Das Sattelzubehör ist für die Sattelpassform enorm wichtig, denn schlecht sitzendes Zubehör kann zu Abwehrreaktionen des Pferdes beim Reiten führen.

Das Pferd muss über den Rücken geritten werden, um seine Gesundheit bei reiterlicher Nutzung dauerhaft zu gewährleisten. Unter anderem muss das Pferd lernen, an die Reiterhand heranzutreten und von sich aus die Anlehnung zu suchen. Nur so spannt das Pferd die Bauchmuskulatur an und dehnt die Rückenmuskulatur. Die Dornfortsätze entfernen sich dabei voneinander, Bauch- und Rückenmuskulatur arbeiten in Synergie. Das Pferd kommt so in die Lage, die Kruppe zu senken und vermehrt Last mit der Hinterhand aufzunehmen.

In der Folge wird die Vorhand entlastet und das Brustbein angehoben. Dadurch erreicht man, dass sich das Pferd trägt. Diese Entwicklung erfordert ein mehrjähriges Training. Durch diese Arbeit wird die Muskulatur gekräftigt, die Gelenke werden entlastet und das Pferd findet seine Balance unter dem Reiter. Durch diese Maßnahmen ist schon zu erkennen, wie umfangreich die Ausbildung eines Pferdes ist. Als Reitanfänger benötigt man kompetente Hilfe und ein Grundwissen zur Anatomie des Pferdes sowie eine gute Selbstreflexion. Es ist die Verantwortung des Reiters, durch korrekte Hilfengebung und entsprechende Gymnastizierung das lockere und schwungvolle Bewegen des Pferdes unter dem Sattel zu ermöglichen. Dafür sind ein optimal passender Sattel und entsprechendes Zubehör unbedingt notwendig. Veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung des Georg Thieme Verlags

Lesen Sie den gesamten Artikel in der Ausgabe November 2022. Hier geht's zur Heftbestellung.

Beitrag teilen