(08.08.2012) Die Erleichterung stand ihnen ins Gesicht geschrieben: Helen Langehanenberg, Kristina Sprehe und Dorothee Schneider haben die olympische Silbermedaille gewonnen. Olympiasieger auf dem Dressurviereck wurden die Briten, die niederländische Equipe ritt zu Bronze.
„Das waren großartige Leistungen. Die Reiterinnen und die Pferde haben ihre gute Form aus dem Grand Prix mit in den Special genommen. Dieses junge und neue Team hat sich phantastisch auf olympischem Parkett bewährt“, lobte Bundestrainer Jonny Hilberath und freute sich aufrichtig über die Silbermedaille „seiner Mädchen“. Von Gold zu träumen war zwar erlaubt, aber realistisch nur unter der Voraussetzung, dass die starken britischen Paare grobe Fehler gemacht hätten oder eines der Teampferde ausgefallen wäre.
Helen Langehanenberg, die mit dem westfälischen Hengst Damon Hill als letzte deutsche Starterin ins Viereck eingeritten war, jubelte: „Ich bin total happy, Dami war sogar noch besser als im Grand Prix. Der kleine Hüpfer regt mich deshalb überhaupt nicht auf.“ Der „Hüpfer“ im Übergang von der Piaffe zur Passage war allerdings teuer. Dennoch: Mit 78,937 % erzielte sie das beste Teamresultat und das viertbeste des Tages. „Ich mag es ja gar nicht laut sagen, aber es war schon ein Kindheitsraum, bei Olympischen Spielen zu starten“, gab Helen Langehanenberg fröhlich zu.
Einen „Hüpfer“ hatte sich zuvor auch der Hannoveraner Desperados unter Kristina Sprehe geleistet. Der Hengst hatte sich in der Passage kurz vor den wuchtigen TV-Kameras am Viereckrand und der Fotografenschar erschrocken. 76,254 % lautete das Richterurteil. Kristina Sprehe: „Er hat sich aber schnell wieder gefangen und dann den Rest der Prüfung super mitgemacht, aber der Fehler ist natürlich sehr enttäuschend.“
Glücklich und traurig zugleich – Dorothee Schneider durchlebt dieser Tage ein Wechselbad der Gefühle. Die zehnjährige Hannoveranerin Diva Royal absolvierte das Prüfungspensum noch konzentrierter als im Grand Prix (77,571 %). „Diese Leistung ist für ein so junges Pferd phantastisch. Diva hat keine nennenswerten Schwächen, sie ist immer entspannt. Ich habe mich riesig auf den Special gefreut und mein Bestes gegeben, ich will ja schließlich übermorgen in die Kür.“ Dennoch schwingt Wehmut mit. Die Kür wird ihr letzter Wettbewerb mit Diva Royal sein. Nach den Olympischen Spielen kehrt die Stute zu ihrer jungen Besitzerin Stella Roth, Dorothee Schneiders Schülerin und in London als Divas Pflegerin dabei, zurück.
Alle drei Teamergebnisse ergeben im Durchschnitt 77,124 %. Die siegreichen Briten erreichten 78,216 %. Die mit weitem Abstand beste Vorführung gelang Charlotte Dujardin mit Valegro, in den Augen vieler Beobachter die sichere Favoritin auf die Einzel-Goldmedaille. Ihre 83,286 % konnte niemand erreichen. Dujardins Teamkollege Carl Hester und der Hengst Utopia hatten mit 80,571 % gut vorgelegt. Um weitere 77,794 % bereicherte Laura Bechtolsheimer die Mannschaft.
Die 80 %-Marke „knackte“ auch die Niederländerin Adelinde Cornelissen mit Parzival (81,968 %). Gemeinsam mit Edward Gal auf Undercover (75,556 %) und Anky van Grunsven auf Salinero (74,794 %) erzielte das Oranje-Team im Schnitt 77,124 %.
Die weiteren Plätze im Teamwettbewerb, der erstmals über Grand Prix und Grand Prix Special ausgetragen wurde, belegten Dänemark (73,846 %), Schweden (72,706 %), USA (72,435 %) und Spanien (72,287 %). Am Donnerstag findet mit der Kür der letzte olympische Reitwettbewerb statt. Die 18 besten Paare nach Grand Prix und Special treten ab 13.30 Uhr deutscher Zeit an. FNaktuell