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Der Trakehner Instagram ist eines der begabten Nachwuchstalente im Stall von Kevin Thomas.

© A. González

„Ich liebe die Herausforderung“

Von Hause aus sei er eigentlich Springreiter, gesteht Kevin Thomas schmunzelnd. Den Springsport lernte der gebürtige Wormser bei Bernd Herbert aus Viernheim, dem südhessischen Ausbilder und international erfolgreichen Springreiter. „Meine Familie hat ursprünglich gar nichts mit Pferdesport zu tun gehabt, als aber meine Schwester und ich den Wunsch zu reiten äußerten, bekamen wir von unseren Eltern die Gelegenheit dazu“, erinnert sich der 39-Jährige. Also begannen seine Schwester und er im RV Riedrode mit dem Reiten. Etwas später wechselte Kevin Thomas in den Stall von Bernd Herbert, wo dann eben der Springsport im Mittelpunkt stand.

Lehre und Studium
Aber wie kam es, dass Kevin Thomas den Weg in den Dressursattel fand? Start seiner Karriere als Berufsreiter war die Ausbildung zum Pferdewirt mit dem Schwerpunkt Reiten nach seinem Abitur 2001. „Als Jugendlicher hatte ich nur Reiten im Kopf, und als die Schule vorbei war, lag es nahe, die Ausbildung zum Pferdewirt zu beginnen“, erzählt Kevin Thomas.

Gelernt hat er bei Volker Brodhecker auf dem Burghof in Riedstadt-Wolfskehlen in Südhessen. Auch hier stand das Springreiten weiter auf dem Stundenplan, denn der Betrieb widmet sich dem Spring- und dem Dressursport. 2003 schloss Kevin Thomas seine Ausbildung mit Stensbeckauszeichnung ab.

„Dann habe ich erst mal ein Studium begonnen“, berichtet er. Nach drei Semestern BWL und Außenhandel stand für ihn fest: Das ist nix. Zwar äußerten seine Eltern Bedenken wegen der Unfallgefahr, der besonders reitende Pferdewirte immer ausgesetzt sind, wollten dem Wunsch ihres Sohns, seinen Traum vom Berufsreiten zu verwirklichen, aber auch nicht entgegenstehen und unterstützen ihn, wo sie nur konnten. Für den Wiedereinstieg ins Reiten kam Kevin Thomas die Berechtigung zu einem Stipendium, das alle Stensbeckträger erhalten, gerade recht.

Das NRW Landgestüt hatte er bereits bei einem Bundesberufswettkampf kennengelernt, an dem er als Azubi teilgenommen hatte. „Das Landgestüt zog mich magisch an. Die Hengste! Das ganze dort zu erwerbende Hintergrundwissen! Ich war fasziniert“, erzählt er und ist immer noch ganz begeistert.
Bereiter im NRW Landgestüt

Also wählte er Ende 2005 das NRW Landgestüt als Lernort für sein dreimonatiges Stipendium aus. Martin Stamkötter, schon damals ausgewiesener Dressurexperte am Gestüt, begeisterte ihn schnell für den Dressursport. „Ich hatte aber schon eine gute Grundlage“, wirft Kevin Thomas ein, denn in seiner Ausbildung stand das dressurmäßige Arbeiten der Springpferde ganz oben auf der To-do-Liste. Und wie das Leben so spielt, lernte er in Warendorf Jan Steiner kennen, der damals als Bereiter am Gestüt arbeitete. Die beiden kamen zusammen. „Ich wollte dann dort bleiben“, erinnert er sich.

Des Rätsels Lösung war eine zweite Ausbildung am NRW Landgestüt, dieses Mal zum Pferdewirt Zucht und Haltung, wie es damals noch hieß. Schon nach einem Jahr schloss Kevin Thomas die Ausbildung ab, ein weiteres Mal mit Auszeichnung. „Natürlich war ich weiterhin aufs Reiten fokussiert, musste mich aber parallel in die Zuchtthemen einarbeiten, von denen ich bislang noch wenig Ahnung gehabt hatte“, berichtet er von dieser arbeitsintensiven Zeit.

Es folgten fast drei Jahre als Bereiter im Landgestüt, in der er Hengste ausbildete und auf Turnieren vorstellte – und zwar in Dressur und Springen. Askaban, Cosmo Pilot, Filius Bedo, Fleury, Feiner Bedo, Sandro Bedo und Florubin etwa sind Namen aus dieser Zeit. Mit ihnen war Kevin Thomas zumeist in Aufbauprüfungen unterwegs. Anfang 2009 wagte er dann als Dressurausbilder den Schritt in die Selbstständigkeit. 2010 folgte die Meisterprüfung an der Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster unter der Leitung von Martin Plewa – auch die schloss Kevin Thomas mit der Stensbeckplakette ab.

„Zur Prüfung trat ich mit Lauro S, meinem ersten selbst bis zur Klasse S ausgebildeten Dressurpferd an. Eigentlich ist Lauro ein Springpferd, er war bis S-Springen unterwegs und stammt von Levantos I-Contender“, berichtet Kevin Thomas amüsiert. Der Wallach war kein Lampenaustreter, lernte aber brav alles, was ein Dressurpferd auf dem Niveau können muss. Er bescherte Kevin Thomas seine erste S-Platzierung und war bis St. Georg platziert.

In der Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister machten die beiden insofern Furore, als Meisterprüfer Martin Plewa feststellte, dass Kevin Thomas der erste Reiter war, der seit vielen Jahren die Prüfungsteile Dressur und Springen mit demselben Pferd bestritt. Heute ist Lauro 26 Jahre alt, wird noch regelmäßig von einer Freundin spazieren geritten und ist quietschfidel. „Er turnt immer noch auf der Weide herum“ erzählt sein stolzer Besitzer.

Nach mehreren Stationen hat Kevin Thomas vor vier Jahren einen Stalltrakt auf dem Hof Tünte-Cappenberg in Telgte gepachtet. Auch sein Lebensgefährte Jan Steiner, ebenfalls Pferdewirtschaftsmeister, hat dort  seinen eigenen Stalltrakt. Wohnort der beiden Ausbilder ist Warendorf, wo sie gegenüber dem Landgestüt leben.

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