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Alina Sparwel und ihre Stute Ma Petite, die wegen einer Entzündung ein Auge verlor.

© A. González

„Das Pferd muss zufrieden sein“

Ma Petite, die braune Stute, die alle nur Mappi nennen, steht in ihrer Box und lässt sich geduldig von Alina Sparwel den Schweif verlesen. Magyar Vizsla Robert wuselt ebenfalls in der Box herum, doch das stört Mappi nicht im geringsten. „Mappi ist die Ruhe selbst“, sagt ihre Reiterin und führt die 15-jährige Montendro I-Pit-Tochter aus der Box. Ihr Trainer Klaus Reinacher erscheint und ordnet Training auf dem Außenplatz an. Der Tag ist heiter bis wolkig und es weht eine steife Brise.

Auf dem Platz ist Mappi dann gar nicht mehr so gelassen, schreitet hoch erhobenen Hauptes eifrig voran und scannt dabei alles in ihrer Umgebung. Alina kümmert das nicht. Nach einigen Minuten lässt sie die Stute antraben und dreht ein paar Runden in ziemlich flottem Tempo. Ma Petite nimmt sich die Freiheit, auch weiterhin alles im Blick zu behalten und Alina lässt sie machen. Auch im Galopp springt die Stute fleißig vorwärts – klar ist: Der Ehrgeiz quillt Mappi aus jeder Pore.

Gezäumt ist sie mit einem simplen englischen Reithalfter ohne Sperrriemen und einfach gebrochener Wassertrense. Kein Hilfszügel trübt ihren Freiheitsdrang. Alina hält still und wartet, bis Ma Petite bereit ist für die Arbeit, wirkt erst dann mehr ein und lässt Ma Petite übertreten und auf gebogenen Linien gehen.

Anfangs dirigiert Klaus Reinacher die beiden im Trab über einzelne Stangen, es folgt eine In-Out-Reihe auf Kniehöhe, dann einzelne Sprünge. Am Ende zieht der Trainer einen frei stehenden Oxer bis auf 1,30 m Höhe – Ma Petite ist voll konzentriert und scheint genau zu wissen, wie es geht. Alinas Aufgabe ist es, den Rhythmus zu halten und ganz still zu sitzen. Jeder Sprung wird präzise absolviert, die beiden sind ein eingespieltes Team. Stolz weist Klaus Reinacher auf die Stute und Alina: „Das ist doch super, mehr machen wir zu Hause meist gar nicht. Hauptsache Mappi fühlt sich wohl.“

Vom ersten S-Sieg bis zum Goldenen Reitabzeichen
Seit 2017 sitzt Alina Sparwel im Sattel von Ma Petite, die aus der Zucht von Klaus Reinachers Ehefrau Ruth stammt. Zuvor war Alina bereits als Ponyreiterin erfolgreich, unter anderem mit Cookie. Die beiden belegten zum Beispiel zweimal hintereinander Rang vier beim Preis der Besten in Warendorf. Heute startet Hannah Bräuer aus Wilnsdorf mit Cookie.

Bevor Cookie und Alina zusammenkamen, ritt sie verschiedene Ponys unter der Aufsicht von Klaus Reinacher. „Das waren zumeist Fehlversuche, es dauerte etwas, bis wir das passende Pony fanden“, berichtet der Ausbilder aus Rosendahl, der auch westfälischer Landestrainer der Nachwuchsspringreiter ist.
Ihre reiterlichen Anfänge absolvierte Alina auf dem Haflinger ihrer Familie. „Mein Papa fuhr mit der Kutsche und ich begleitete ihn“, erzählt sie. Mit Haflingerstute Ninja probierte Alina auch erste Sprünge. „Das konnte sie gut.“ Also begann sie, an den Springstunden ihres Vereins, des RV Südlohn-Oeding, teilzunehmen.
Talent fürs Springreiten

Das Talent der damals Elfjährigen entging auch ihrem Reitlehrer Hubert Terworte nicht und so empfahl er Familie Sparwel, sich nach einem „richtigen“ Pony für den Sport umzuschauen. „Dann fanden wir irgendwann Cookie“, erinnert sich Alina. Der 2007 geborene Wallach von Do it again-Kennedy WE brachte die Wende und überzeugte auch Klaus Reinacher, bei dem Alina mittlerweile seit 2015 trainiert.

Derzeit hat Alina neben ihrer Ma Petite den 13-jährigen Zangersheider Big Star JR KZ von Big Star-Polydor unter dem Sattel sowie die erst sechsjährige Westfalenstute Cathleen von Colosal-Cezaro (Z.: Franz-Josef Schulze Elpert, Legden).

Mit Big Star peilt die Amazone  die internationale Mittlere Tour an. So war das Paar Anfang Februar beim CSI in Riesenbeck in dieser Tour unterwegs. „Big Star hat viel Potenzial, ist vom Handling aber nicht so einfach wie Mappi“, erklärt Alina. Seit eineinhalb Jahren hat sie den Wallach, der ihr selbst gehört, unter dem Sattel. „Wegen Corona haben wir noch nicht so viel zusammen gemacht“, fügt sie hinzu. Die junge Cathleen reitet Alina in Aufbauprüfungen.

Bis 2020 gehörte auch der KWPN-Wallach Cavalli von Cantos-Ramiro zu Alinas Beritt. Er hatte Erfolge bis zur Klasse S, auch auf internationalem Parkett und war zuvor von Johannes Ehning und Michael Heckmann vorgestellt worden. „Cavalli hatte viel Vermögen, war aber sehr groß und mächtig“, seufzt die junge Reiterin. Klaus Reinacher ergänzt, dass der Wallach im Parcours gerne selbst entschied und es deshalb seiner Reiterin nicht immer leicht machte. Alina liegen eher die spritzigen Pferde, so wie Ma Petite und Cathleen – patent im Parcours und frisch unterwegs. „Das motiviert mich, mit ihnen zu arbeiten“, sagt sie.

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