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© S. Wiemann

Über Umwege zum Ziel

Eberhard Seemann ist Bundestrainer der „Children“.

Er sammelt mit den Jüngsten auf Europameisterschaften Medaillen und trainiert „nebenbei“ Topreiter wie Toni ­Haßmann, Sara Algotsson-Ostholt und Frank Ostholt. Vor zehn Jahren war Seemann noch als Steuerberater selbstständig. Seine Karriere im Pferdesport lag zu der Zeit auf Eis.

Mehr als zehn Jahre hatte Eberhard Seemann dem Reitsport den Rücken gekehrt. Heute ist er Bundestrainer der Altersklasse „Children“ und zudem für das Training der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Warendorf sowie für die Leitung des Springtrainings am DOKR-Bundesleistungszentrum zuständig. Ein Widerspruch in sich? Mitnichten.
Eberhard Seemann hat nicht nur die Erfahrung im Sattel, die man für so einen Job braucht, sondern bringt durch seine langjährige Tätigkeit als Diplom-Kaufmann und Steuerberater auch das nötige Organisationstalent mit. Aber eins nach dem anderen.

1987 Deutscher Meister

Zunächst zur Sattelfestigkeit des Nachwuchstrainers: Der gebürtige Baden-Württemberger und Wahl-Münsteraner startete bereits im Ponysattel durch. Mit 13 Jahren gewann er zum ersten Mal die Landesmeisterschaft Dressur, ein Jahr später wiederholte er den Sieg und entschied zudem die Landesmeisterschaft in der Vielseitigkeit für sich.
Weder der Dressur noch der Vielseitigkeit blieb er damals allerdings treu. Das Springen war sein Ding: 1985 wurde er Vierter bei der DM der Junioren, 1987 folgte der Sieg bei der DM der Jungen Reiter, 1988 wurde er Fünfter bei der Europameisterschaft der Jungen Reiter und nahm an mehreren Nationenpreisen teil.

1987 zog Seemann von Baden-Württemberg nach Westfalen und wechselte an die Bundeswehrsportschule in Warendorf. Zudem wurde Seemann in eine von Hans Günter Winkler gegründete Perspektivgruppe berufen, zu der auch Alois Pollmann-Schweckhorst, Hauke Luther, Ulf Plate und Dirk Kalender gehört haben. „Uns wurden Pferde zur Verfügung gestellt, und wir wurden von Hans Günter Winkler, Herbert Meyer und Sönke Sönksen trainiert“, erklärt Eberhard Seemann, der sich damals schon das Goldene Reitabzeichen erritten hatte.
„Ich wollte aber auch studieren, da es zu der Zeit nicht viele gab, die mit dem Reiten ihr Geld verdienen konnten“, erklärt Eberhard Seemann. So nahm er parallel zu seiner reiterlichen Laufbahn ein BWL-Studium in Münster auf, das er 1994 abschloss.
Nach dem Studium ging es zunächst sportlich für ihn weiter. Ein Jahr lang arbeitete er bei Dirk Hafemeister als Bereiter, zusammen mit Meredith und Markus Beerbaum.

Saß er Anfang der Neunziger noch täglich mehrere Stunden im Sattel, wandte sich das Blatt wenige Jahre später komplett. Er widmete sich vollkommen seinem Beruf als Wirtschaftsprüferassistent und nach bestandener Prüfung als Steuerberater, bis er sich 2006 die Frage stellte, ob das alles sei.
„Ich war mit einer eigenen Steuerberaterkanzlei in Münster selbstständig. Erst Ende 2005 habe ich wieder angefangen zu reiten“, blickt Eberhard Seemann zurück. Zu der Zeit wuchs auch der Wunsch in ihm, nicht nur am Wochenende Spaß mit den Pferden zu haben. „2007 habe ich mich dann entschlossen, nur noch halbtags zu arbeiten und in der anderen Zeit selbstständig mit Pferden zu arbeiten“, so Seemann. Es lief gut für ihn, schnell machte er sich mit seinem Beritt, dem Ausbildungsangebot für Pferde und Reiter sowie dem Pferdeverkauf einen Namen.
Es lief sogar so gut, dass er seinen Bürojob ganz an den Nagel hängte. „Natürlich haben mich da manche gefragt, wie ich so blöd sein kann, mit 40 Jahren noch mal neu anzufangen. Aber ich habe es keinen Tag bereut“, lächelt Eberhard Seemann.

Sabine Wiemann

Lesen Sie den kompletten Artikel in der Ausgabe 4/2013 von Reiter & Pferde in Westfalen.
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