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Jürgen Uthoff

© Reiter und Pferde

Richteramt – Lust oder Last?

Reiter wünschen sich auf dem Turnier eine faire Bewertung. Dafür zuständig sind die Richter. Dass es dabei schon einmal zu Uneinigkeit über ein Urteil kommen kann, liegt nahe. Entgleisungen im Ton der Debatte  sind aber für alle Beteiligten unschön. Eigentlich möchte niemand in eine aggressive und vielleicht auch unsachliche Diskussion verstrickt werden – weder der ehrenamtliche Richter, der seine Freizeit „opfert“ noch der Reiter, der meist auch seinem Hobby nachgeht und ja eigentlich Freude daran haben möchte. Wie Richter ihre Aufgabe sehen, was sie tun, um dem Anspruch gerecht zu werden und was sie andererseits von den Reitern erwarten, erklären hier sechs Ehrenamtler, aufgezeichnet von Alexandra González.
Jürgen Uthoff, Bielefeld: "Ich bin ein Verfechter mündlicher Kommentare. Damit kann der Reiter das Urteil besser nachvollziehen. Er muss die Leistung nicht genau so sehen wie die Rich­tergruppe, aber er weiß dann, wie das Urteil zustande gekommen ist. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Reiter und Zuschauer bei kommentierten Prüfungen zufriedener sind. Es liegt natürlich auch am Zeitplan des Veranstalters, mündliche Kommentare zu ermöglichen.
Beim getrennten Richten achte ich auf möglichst ­sachdienliche Kommentierungen in den Bewertungsbögen. Sollte ein Reiter nachfragen, ist dann eine gute Gesprächsgrundlage gegeben. Trotzdem kann gerade bei diesem Bewertungssystem die unterschiedliche Benotung aus verschiedenen Bewertungspositionen völlig korrekt sein. Nur ein Beispiel dazu: Halten bei X auf der Mittellinie. Der Richter bei C gibt eine 8,0, da das Einreiten schnurgerade und das Halten sicher ist. Sein Kollege an der langen Seite bei B oder E sieht aber, dass das Pferd 3 m vor X stehen bleibt: 5,0. Das konnte der Richter bei C nicht erkennen. Ich hoffe natürlich auf menschliches und taktvolles ­Umgehen miteinander. Sicherlich bin ich als Richter bei allem Bemühen um richtige Bewertungen nicht unfehlbar. Ich denke, es ist menschlich, dass die Konzentration nicht immer gleich bleibt und so kann auch schon mal ein ­Vorfall von mir unerkannt bleiben.
Bei langen Prüfungen und Nachfragen der Reiter passiert es mir schon gelegentlich, dass ich nicht mehr jeden Ritt im Kopf habe, da können nur das Protokoll und das Verständnis des Reiters weiterhelfen.
So kann ich zurzeit eigentlich mit meiner Rolle als Richter ganz gut umgehen. Was mir aber auffällt, ist, dass heute leider manch unqualifizierter Kommentar zu einem Richterurteil in den sozialen Netzwerken, oder schlimmer noch, gelegentlich in der Presse auftaucht, und dadurch auch auf die beteiligten Richter schon ein starker psychischer Druck ausgeübt werden kann. Ich bin zum Glück ­bisher weitgehend von diesen Dingen verschont geblieben oder ich habe es nicht zu Wissen bekommen.
Für meine weitere Tätigkeit wünsche ich mir von den Reitern und Beteiligten einen fachlichen und angemessenen Tonfall. Auch hier gilt: „Der Ton macht die Musik“. Ich werde mich auf jeden Fall weiter bemühen, die richtigen sportlich-menschlichen Entscheidungen zu treffen und diese in angemessener Art zu begründen."

Lesen Sie den kompletten Artikel in der Ausgabe 5/2016 von Reiter & Pferde in Westfalen.
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