Fit durch den Winter
Führanlagen: Mit App steuern und auswerten
Mit dem technologischen Fortschritt haben sich die Führanlagen weiterentwickelt. Moderne Führanlagen sind mit automatischen Steuerungssystemen ausgestattet, die es ermöglichen, Geschwindigkeit, Dauer und Richtung der Bewegung zu progammieren. Diese Systeme können auch per App oder Fernbedienung gesteuert werden.
Einige Anlagen bieten zudem die Möglichkeit, individuelle Trainingsprogramme für jedes Pferd zu erstellen und zu speichern. Es gibt auch Fitness-Tracker für den Einsatz in Führanlagen, die Daten zu den Bewegungsmustern der Pferde sammeln. Diese Daten können analysiert werden, um Einblicke in das Trainingsniveau und die Gesundheit der Pferde zu gewinnen.
Sensoren, die die Bewegungen unserer Vierbeiner überwachen, stoppen die Anlage automatisch, wenn ein Pferd stürzt oder sich ein anderes Problem ergibt, um Verletzungen möglichst zu vermeiden. Automatische Bewässerungssysteme sorgen dafür, den Hufschlag in einem optimalen Zustand zu erhalten und übermäßige Staubbildung zu vermeiden. Führanlagen können eute zudem energieeffizient betrieben werden, indem sie Solarpanels oder andere erneuerbare Energien nutzen.
Veronika Kopp, Tierärztin mit Schwerpunkt Orthopädie im Tierärztlichen Kompetenzzentrum Karthaus in Dülmen gibt Hinweise zur Nutzung einer Führanlage: „Je größer der Durchmesser der Führanlage, ist desto besser – mindestens 20 Meter sollten es sein. Der Untergrund sollte eben und gepflegt sein. Er kann aus ordnungsgemäßem Reitboden bestehen oder aus Gummimatten. Vermieden werden sollte tiefer Sandboden mit ausgetretenem Hufschlag und Schrägen an den Seiten. Je nach Trainingszustand des Pferdes kann es bis zu einer Stunde im Schritt und Trab in der Führanlage bewegt werden. Dabei ist auf einen regelmäßigen Handwechsel zu achten, zum Beispiel alle fünf bis zehn Minuten.“
Solarien: Infrarot oder UV
Es gibt zwei Arten von Solarien für Pferde: Infrarot-Solarien und UV-Solarien. Meistens werden Infrarot-Solarien verwendet. Sie arbeiten hauptsächlich mit infraroter Strahlung, die Wärme abgibt ohne die negativen Auswirkungen von UV-Strahlen. „Unter dem Solarium kann das Pferd aufgewärmt werden und die Muskulatur entspannen. Nach dem Training oder Abduschen hilft es beim Trocknen. Das Solarium ersetzt aber kein Warmreiten“, betont Veronika Kopp.
Die UVA-Strahlung in Solarien mit UV-Licht fördert die Bildung von Vitamin D, was vor allem im Winter, wenn die natürliche UVA-Strahlung reduziert ist und die Pferde zudem oft eingedeckt, für die Gesunderhaltung erforderlich ist. UVA-Strahlen bewirken die Bildung von Vitamin D im Körper, das einige essentielle Funktionen erfüllt. So hat es maßgeblich Einfluss auf den Calcium- und Phosphatstoffwechsel und fördert die Mineralisierung und Härtung der Knochen. Zudem ist Vitamin D an weiteren Stoffwechselvorgängen, wie dem Muskelstoffwechsel und der Infektionsabwehr beteiligt. UV-Solarien sollten kontrolliert und in geringem Umfang eingesetzt werden, da zu viel Strahlung auch schädlich wirken kann.
Aquatrainer
Ein Aquatrainer ist vereinfacht gesagt ein Laufband unter Wasser. Es handelt sich um einen Container mit integriertem Laufband und großem Wassertank. Die Wasserhöhe ist regulierbar und die Bandgeschwindigkeit einstellbar, sodass je nach Anforderung das Pferd mehr oder weniger stark entlastet bzw. gefordert wird. Genutzt werden Aquatrainer in Trainingsställen sowie Rehazentren und Pferdekliniken, um den Patienten nach Operationen oder Verletzungen des Bewegungsapparats wieder kontrolliert zu belasten. Im regulären Training von Pferden kann ein Aquatrainer den kontrollierten Muskelaufbau sowie die Stärkung des Atemsystems unterstützen.
„Ein Aquatrainer unterstützt den Muskelaufbau sehr gut und ist zum Beispiel bei Rückenproblemen sinnvoll und zu empfehlen. Häufig wird er auch nach Sehnenschäden oder Gelenkoperationen angewendet. Wichtig ist, dass eine Verletzung vollständig ausgeheilt ist und das Pferd schon vorher in der Schrittbewegung war, da durch den Wasserwiderstand mehr Kräfte auf die Gliedmaße wirken. Der Aquatrainer wird idealerweise in Kombination mit der ,normalen‘ Bewegung eingesetzt“, erklärt Veronika Kopp. Aquatrainer können übrigens auch ohne Wasser, einfach nur als Laufband (optional mit Steigungsfaktor) genutzt werden.
Laufband: Ergänzung
Laufbänder finden sich oft in Kliniken oder Rehaeinrichtungen, sind aber auch für den Gebrauch im eigenen Stall verwendbar. Ihr Vorteil ist ihr geringer Platzbedarf. Geschwindigkeit und Steigung sind regulierbar. Auf dem Laufband kann ein Teil des Bewegungsbedarfs eines Pferdes gedeckt werden. Sie dienen der Ergänzung des Bewegungsangebots und können das Training unterstützen, besonders wenn die äußerlichen Gegebenheiten, wie Platzangebot und Witterung, kaum einen Aufenthalt im Freien erlauben. Der sichere Betrieb eines Laufbands ist unabdingbar – daher sollten Bodenbeläge der Rampen sowie des Laufbands rutschfest sein. Eine Notabschaltung sowie schlagfeste und stabile Seitenwände komplettieren die Sicherheitsvorkehrungen. Pferde auf dem Laufband sollten beobachtet werden, um im Notfall eingreifen zu können.
„Laufbänder zur Unterstützung der täglichen Schrittarbeit können eingesetzt werden, ähnlich einer Führanlage. Je nach Trainingszustand und Bauart des Laufbandes kann auch eine Steigung eingesetzt werden, was ein intensiveres Training bedeutet“, so die Einschätzung von Veronika Kopp: „Bei Lahmheiten muss aber die Bewegung des Laufbandes nach hinten beachtet werden. Das Pferd fußt auf, wird gestoppt und das Bein vom Laufband nach hinten weggeführt. Deshalb ist der Laufbandeinsatz zum Beispiel für Vorderhandslahmheiten ungünstig, in der Hinterhand ist es nicht so ein Problem. Wenn ein Pferd aufgrund einer Lahmheit Schritt gehen sollte, ist es mir am liebsten, wenn es Schritt geführt wird oder wenn vertretbar, möglichst auch auf festem Untergrund geritten wird“.
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