Zum Hauptinhalt wechseln

Bonamour und Hubertus Schmidt auf dem Weg zum Finale des Louisdor-Preises.

© S. Lafrentz

Die Hoffnungsträger im Viereck

Mit dem achtjährigen Valparaiso unter Victoria Max-Theurer ist ein ganz vielversprechender westfälischer Dressur-Kandidat in der Burgpokal-Tour 2019 vertreten. Schon einen Ausbildungsschritt weiter ist der neunjährige, von Hubertus Schmidt vorgestellte Bonamour: Er ist für das Finale des Louisdor-Preises im Dezember in Frankfurt qualifiziert.
Bonamour stammt aus der hannoverschen Stute Fantasie von Rousseau-Werther, die bei Andreas und Ute Brinkmann in Saerbeck in der Zucht ist. Zu Fantasie kam Familie Brinkmann damals über ihren Tierarzt Dr. Pape: „Wir waren auf der Suche nach einer weiteren Zuchtstute, damit unsere Fohlen nicht allein aufwachsen“, erinnert sich Ute Brinkmann. Mittlerweile hat Fantasie neun Fohlen geliefert. „Alle mit einwandfreiem Charakter und einem sehr guten Hinterbein“, kennen die Züchter die Stärken ihrer Stute. Eines davon war der Fuchs Bonamour von Bonifatius. Die Anpaarung mit dem in Westfalen recht wenig genutzten HLP-Sieger Bonifatius kam aufgrund der guten Leistungsprüfung und der Abstammung des Hengstes, der nachgesagt wird, sie garantiere rittige Pferde, zustande. Bonamour begann seine Karriere auf der Elitefohlen-Auktion in Münster, wo er noch recht günstig zu haben war. Hier hatte das Gestüt Kampmann aus Lingen den richtigen Riecher. Zwei Jahre später verließ er die Westfälische Hauptkörung mit dem positiven Körurteil. Unter Janine Drissen gewann er drei- und vierjährig zahllose Reitpferdeprüfungen und krönte die Erfolge mit dem Gewinn der Bronzemedaille in der Konkurrenz der vierjährigen Hengste beim Bundeschampionat in Warendorf. Auf der Frühjahrs-Elite-Auktion in Münster-Handorf avancierte er fünfjährig zur Preisspitze und wurde in koreanischen Besitz zugeschlagen.

In Meisterhände

Die neuen Besitzer vertrauten dem Stall von Reitmeister Hubertus Schmidt die weitere Ausbildung des talentierten Fuchses an. Bei dosiertem Turniereinsatz durchlief Bonamour die Ausbildungsklassen spielerisch. Fünf- und Sechsjährig platzierte er sich jeweils einmal in den Klassen L und M und wurde siebenjährig prompt Zweiter in der Intermédiare I im Rahmen des Turniers „Horses & Dreams“ in Hagen. Hier saß bereits Hubertus Schmidt selbst im Sattel. Er stellte Bonamour achtjährig im Nürnberger Burgpokal vor und qualifizierte ihn in Balve für das Finale. In Frankfurt reichte es im Feld der besten deutschen Nachwuchsdressurpferde für den fünften Platz.

Saisonziel erfüllt

Bonamour ist mittlerweile auf Grand-Prix-Niveau angekommen und absolviert eine außergewöhnliche Turniersaison. Direkt in der ersten Louisdor-Preis-Qualifikation in Hagen löste das Paar mit dem zweiten Platz das Ticket fürs Finale in Frankfurt im Dezember. Im Rahmen der Pferd International in München legten die beiden noch eine Schippe drauf und setzten sich in einem stark besetzten Starterfeld an die Spitze in Einlaufprüfung und Finalqualifikation des Louisdor-Preises. Diese Entwicklung lässt hoffen, dass das westfälische Paar schon bald in der Spitze des deutschen Dressursports mitmischt.
Familie Brinkmann hat noch einige weitere Nachkommen der Fantasie über die Auktionen in Münster-Handorf vermarktet. Sie leben mittlerweile in Estland, Russland und Schweden. Auf der diesjährigen Frühjahrs-Elite war Fantasie über eine Don-Nobless-Tochter vertreten, die in Westfalen bleibt. In diesem Jahr führt sie ihr bereits siebtes Hengstfohlen: einen Nachkommen von Fürst Samarant.
Mit ihrer erfrischenden Blutalternative über den holländischen Grand- Prix-Vererber Rousseau und den bewährten hannoverschen Hengst Werther ist Fantasie eine sehr sichere Anpaarungsgrundlage für eine durchgeplante Dressurpferdezucht. Mit dem starken Hinterbein und der nötigen Härte im Stutenstamm ist diese Zucht klar auf das große Dressurviereck ausgelegt. Familie Brinkmann hat keine Zweifel, mit Fantasie noch lange züchten zu können, denn schon ihre Mutter Wenke war bis ins hohe Alter in der Zucht aktiv.  Wenn noch einmal ein Stutfohlen dabei sein sollte, soll es für die Fortführung der Linie bei Familie Brinkmann aufgezogen werden.

Von der Körung in den Sport

Ein ebenfalls gekörter Hengst mit Erfolgen im großen Viereck ist der Vitalis-Sohn Valparaiso. Er wurde von Josef Deimel aus Erwitte aus der Fürst Piccolo-Stute Final Destination gezogen. Nachdem Josef Deimel viele Jahre gemeinsam mit seiner Enkeltochter die Pferdezucht ausgeübt hat, führt Teresa Klauke-Deimel inzwischen allein den Stamm ihres Großvaters fort. Die 2004 geborene Final Destination ist aktuell eine der erfolgreichsten Stuten aus dem Stutenstamm, der seit Ende der 80er-Jahre immer wieder Spitzenpferde geliefert hat. Unter anderem entspringt Katharina Hemmers früheres Erfolgspferd Royal Flash diesem Stamm. Elf Fohlen brachte Final Destination bereits auf die Welt. Ihr herausragender Nachkomme ist zweifelsfrei der Kör-Reservesieger und S-erfolgreiche Valparaiso. Als der Dunkelfuchs von Vitalis 2011 das Licht der Welt erblickte, erinnert sich Teresa Klauke-Deimel, dass ihr Vater sagte: „So ein schönes Fohlen stand noch nie auf diesem Hof.“ Für Familie Deimel war damals schon klar, dass sie etwas ganz Besonderes gezogen hatte. Valparaiso wechselte in die Aufzucht zu Heinz-Ludwig Ohlemeyer nach Minden, der ihn zweieinhalbjährig zur Körung nach Münster-Handorf sandte. Hier wurde er nicht nur Prämienhengst, sondern verließ den Endring als Reservesieger: „Ein Gänsehaut-Moment!“, beschreibt die Züchterin den Erfolg. Damals sicherte sich Sissy Max-Theurer den Hengst für das Gestüt Vorwerk.

Durchstarter 2019

Valparaiso wurde in jungen Jahren nur sehr dosiert turniersportlich eingesetzt und platzierte sich unter Wibke Bruns in Dressurpferdeprüfungen der Klasse L auf vorderen Rängen. In diesem Jahr ist er bis zur Klasse S gereift unter Victoria Max-Theurer turniersportlich unterwegs. Nach einem S-Sieg in Ankum fiel das Paar in Mannheim mit hervorragenden Platzierungen im St. Georg Spezial auf. Bei der „Pferd International“ in München feierten die beiden einen Sieg in der Einlaufprüfung zum Nürnberger-Burgpokal mit fast einem Prozentpunkt Abstand. In der Finalqualifikation verpasste das Paar sein Ticket nach Frankfurt mit beinahe 76 % nur ganz knapp. Dass die Erfolgskurve steil nach oben zeigt, bewiesen sie jüngst auf internationaler Ebene in Fritzens in Österreich, wo sie erneut die Ehrenrunde des St. Georg anführen durften.

In den Startlöchern

Aus der Stute Final Destination hat sich Sissy Max-Theurer bei der Fohlenauktion in Münster-Handorf noch ein Stutfohlen von Sir Heinrich gesichert. Derzeit befinden sich zwei weitere Söhne der Final Destination von Escolar und Benicio in der Hengstaufzucht. Ein weiterer Escolar-Nachkomme azs der Final Destination steht bei Hubertus Schmidts Bereiterin Katharina Hemmer zur Ausbildung. Ein All at Once-Stutfohlen ist bei Teresa Klauke-Deimel verblieben und soll nun ihre Zucht bereichern. 2020 wird aus dieser Stute das erste Fohlen von First Deal erwartet. Und auch Final Destinations diesjähriges Stutfohlen von Fürst Samarant soll zur Zucht bei Teresa Klauke-Deimel bleiben. Für das kommende Jahr trägt Final Destination übrigens ein Fohlen vom Vitalis-Sohn Vaderland – das Blut passte bekanntlich ja bereits sehr gut. Mit der Stutenlinie hatte Teresa Klauke-Deimel das Glück, eine Zucht aus abgesichertem Stamm und mit durchschlagender Vererbungskraft übernehmen zu können. Zahlreiche Nachkommen sind in die richtigen Hände gelangt, so dass von Final Destinations Kindern sicherlich noch viele Jahre Erfolgsmeldungen zu hören sein werden. Die beiden Nachwuchshengste Bonamour und Valparaiso sind Früchte der durchdachten und streng selektierten Dressurpferdezucht aus familiären Züchterhäusern. Solche Aushängeschilder wünscht sich der Zuchtverband für das Dressurviereck und rückt deshalb solche erfolgreichen, bewährten Zuchtstuten in den Mittelpunkt. Sarah Schaller, Westfälisches Pferdestammbuch
Beitrag teilen