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In circa 450 m Höhe tummeln sich die Pferde der Familie Höll rund um den Hof auf dem Iserlohner Wixberg.

© E. Jandke

Draußen glücklich

Die Zuchtstuten, Fohlen und Jungpferde des Betriebs Höll in Iserlohn leben ganzjährig draußen. Eine Box sehen die Youngster das erste Mal, wenn sie unter den Sattel kommen. Von den fast 100 Hektar märkische Weide stammen zahlreiche internationale Erfolgspferde.
In lang gezogenen Serpentinen folgt man einer hügeligen Straße bergauf durch Wiesen und Felder. Ein grünes Sauerländer Postkartenidyll eröffnet sich. Auf dem Höhenzug angekommen, sieht man mehrere Häuser und einen großen Pferdebetrieb mit Halle und Stallungen liegen. Ringsherum Weiden und nochmals Weiden. Dort grasen nicht nur einige Pferde, sondern Herden mit 20, 30 Tieren. Es ist ein kühler Tag, und eine große Gruppe steht wie wilde Mustangs in einem geschlossenen Kreis eng aneinander unter Bäumen mit dem Rücken zum Wind. Im Zucht- und Ausbildungsbetrieb der Familie Höll setzt man auf eine pferdegerechte, natürliche Weidehaltung. Und das ist wörtlich zu nehmen. 365 Tage im Jahr, Tag und Nacht.  André Höll erklärt: „Unsere Pferde sehen erst einen Stall, wenn sie unter den Sattel kommen.“ Das ist meist mit vier Jahren der Fall. Das ist ungewöhnlich, aber es steckt ein wohldurchdachtes System dahinter, die Pferde werden nicht einfach sich selbst überlassen und alles ist mit Tierärzten durchgesprochen. Seit 2006 wird diese „Außenhaltung“ praktiziert; erst war sie Zufall aus Platzgründen, dann wurde ein Konzept draus. Die Pferde weiden auf rund 60 Hektar, weitere 30 Hektar werden im Sommer als Mähweide genutzt. Sie grasen auf je mehrere Hektar großen Wechselweiden, in altersgemäß passenden Gruppen. Sie haben Bäume, Hecken und große Mulden aufgrund der Hügellage als Wind- und Wetterschutz. Sie werden auf den Weiden der Jahreszeit angepasst mit Heu und Kraftfutter zugefüttert. Mutterkühe, rund 70 Tiere, weiden im neuntägigen Wechsel nach den Pferden auf den Flächen. „Wichtig ist, dass die typische Pferdeweide mit den Ungräsern nicht entsteht“, sagen Hölls. Einige Probleme tauchen dank der natürlichen Haltungsform  gar nicht auf: „Die Röntgenbilder sind deutlich verbessert. Die Pferde wachsen langsam und verfetten nicht. Die Hufe bilden sich auf den Böden mit dem festen, gar steinigen Untergrund sehr gut aus und laufen sich auf natürliche Weise ab“, erklärt der Juniorchef. Infektionskrankheiten kennen die Pferde gar nicht, auf einige Impfungen kann gar verzichtet werden; entwurmt wird aber regelmäßig, wenn auch der Infektionsdruck als sehr gering festgestellt wurde. Obwohl die Pferde bis drei oder sogar vierjährig nie angebunden wurden, sind sie sehr angenehm und zutraulich, wenn sie zum Anreiten in den Stall kommen. Unter dem Sattel zeigen sie schnell eine gute Balance durchs viele Galoppieren im hügeligen Gelände – besser, als jeder „Flachlandtiroler“. Das Springen haben sie dank der kleinen Bachläufe, die die Wiesen schneiden, auf natürliche Art gelernt.

Lesen Sie den kompletten Artikel in der Ausgabe 6/2016 von Reiter & Pferde in Westfalen.
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