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© S. Rottermann

Aus dem Hause Theodorescu

Monica Theodorescu sitzt derzeit im Sattel eines westfälisch gebrannten ­Talentes, das in dieser Saison ­bereits international auf sich aufmerksam gemacht hat: Tattoo. Der Dunkelbraune ist einer von sechs selbst ­gezogenen westfälischen Warmblütern aus der Grand Prix-Stute Renaissance.

Wer den neunjährigen Tattoo beim täglichen Training beobachtet, braucht nicht lange, um zu erkennen, dass sich hier ein Pferd bewegt, dem das Wort „Grand Prix“ auf die Stirn geschrieben scheint. Die Geschmeidigkeit und Qualität seiner Bewegungen sowie die besondere Rittigkeit lassen erahnen, wozu der Wallach in naher Zukunft fähig sein könnte.
„Theo“ wie er von allen auf Monica Theodorescus Anlage Lindenhof nur liebevoll genannt wird, ist der erste und damit älteste Nachkomme einer Altbekannten im Dressurviereck: Renaissance von Ramiro’s Son aus der Paola von Paradox I, Züchter Theo Lohmann der 1988 geborenen großrahmigen westfälischen Rappstute, mit der Monica Theodorescu dereinst beim CHIO in Aachen 1996 sämtliche Prüfungen der kleinen Tour gewann und bis 2001 auch auf internationalem Grand Prix-Niveau beachtliche Erfolge feierte. Nach ihrem Rückzug aus dem Sport lag es für Theodorescus nahe, das züchterische Potenzial der Stute zu nutzen und sie einem geeigneten Hengst zuzuführen.

Natürlich weiß keine besser als eine derart erfolgreiche Dressurreiterin wie Monica Theodorescu, dass man auf der Abstammung allein nicht reiten kann und erfolgreiche Dressurpferde tatsächlich „gemacht“ werden. Allerdings ist angesichts des enormen Zuchtfortschritts der Erfolg im Viereck ohne die Kombination passender Blutlinien heutzutage viel weniger denkbar als noch vor einigen Jahrzehnten.
Da Monica Theodorescu zu jener Zeit die edle bewegungsstarke Trakehner Schimmelstute Renaissance Fleur ritt, lag der Gedanke nahe, die rappfarbene Renaissance vom Vater der weißen Namensvetterin decken zu lassen, dem Trakehner Elitehengst Tuareg von Radom-Herzbube. Dieser rassetypisch bildhübsche Dunkelbraune, selbst bis Inter I vorgestellt, erwies sich tatsächlich als idealer Partner für die etwas lang geratene Westfälin. Zur Umsetzung des Zuchtprojekts musste Renaissance allerdings für einige Zeit ihren Heimatstall in Füchtorf verlassen.
„Wir haben hier auf dem Lindenhof zwar Koppeln für unsere Rentnerpferde, aber für eine trächtige Stute, geschweige denn die Aufzucht eines Fohlens, eignet sich unser Hof nicht. Deshalb haben wir Renaissance zum Abfohlen in einen Zuchtbetrieb gegeben“, blickt Monica Theodorescu auf ihren ersten Zuchtversuch zurück. Dass die „Jungzüchterin“ damit in jeder Hinsicht einen Volltreffer landen würde, wusste man damals noch nicht. Aber als im Frühjahr 2003 Tattoo das Licht der Welt erblickte, beeindruckte dieser gleich mit seinem Typ, seinen schönen Bewegungen und seinem dem Menschen aufgeschlossenen Wesen. All diese Attribute hat er sich dank des klassischen Dressurtrainings, für das der Name Theodorescu seit vielen Jahrzehnten steht, bis heute erhalten.

Silke Rottermann

Lesen Sie den kompletten Artikel in der Ausgabe 9/2012 von Reiter & Pferde in Westfalen.
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