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Marc Dahlkamp, Reitponyhengst Mc Fly High D, seine Reiterin Luisa Welsch, Christa Dahlkamp und ihre Schwiegertochter Tanja mit den beiden Kindern Felicia und Linus (v. li.).

© Dr. J. Wiedemann

Vielseitigkeit als Familientradition

Bei Familie Dahlkamp in Cappenberg dreht sich alles um den Vielseitigkeitssport. Der Hof ist Zucht- und ­Ausbildungsstätte für vielseitige Ponys und Großpferde sowie Kaderschmiede für zahlreiche erfolgreiche ­Vielseitigkeitsreiter.

Wer den Hof Dahlkamp in Cappenberg im südlichen Münsterland besucht, hat das Gefühl er „versinkt“ in Ponys: Ponyställe in allen Hofgebäuden, kleine Boxen, große Boxen, Boxen mit Fenster, mit Paddock, Laufställe, Gruppenställe, Offenställe. Und drin sind fast überall – Ponys. klein, groß, in Braun, in Schwarz, als Palomino, Falbe, Schimmel oder Fuchs. Fohlen, junge Ponys, ausgebildete Ponys, internationale Stars und alte Kämpferherzen im Ruhestand. So wie Amarillys Sensation, der im Winter immer grummelig ist, weil ihm das grüne Gras im Maul und die warme Sonne auf dem dunklen Fell fehlen.
Als Christa Dahlkamp ihn an diesem Morgen besucht und vor seiner Box steht, ist Amarillys selten schlecht gelaunt, steht mit dem Popo zur Tür und wackelt noch nicht mal mit dem Ohr, als er den Gast gewahr wird. Er ignoriert die Chefin wie ein beleidigter Senior, der schon lange keinen Besuch mehr bekommen hat und dreht sich tatsächlich nicht um. Es hat keinen Zweck, Christa Dahlkamp kennt das.
Amarillys hat keinen Grund dazu, denn der Hengst ist die Sonne dieses Ponyuniversums, er ist die Keimzelle ungezählter Vielseitigkeitserfolge von Reitern und Ponys „Made in Selm“, mit ihm hat alles angefangen. Und neben ihm stehen noch rund 25 eigene Ponys, zehn eigene Großpferde und 45 Pensionspferde auf dem Hof Dahlkamp in Selm. Stoff genug, um viele Geschichten zu erzählen…

Zwei neue Hengste

Aber erst das Neueste: Denn einen neuen Impuls für ihre Zucht verspricht sich Christa Dahlkamp von Stougjeshoeve Exclusive, einem Welsh-Hengst. Den auffälligen Fuchs mit silberfarbener Mähne und Schweif hat sie bei der Welsh-Körung im niederländischen Ermelo im Februar dieses Jahres gekauft. Er stammt ab von Cadlanvalley Goldstar aus einer Elitestute von Breeton Dai. Mit 1,38 m ist er gerade an der Grenze zum Welsh B, aber das gehört zum Zuchtkonzept von Christa Dahlkamp: „Wir haben zu viele große Reitponys, wir wollen doch Ponys züchten, die Qualität haben und im Maß bleiben.“
Am Erbgut der Welsh schätzt die Züchterin die vorzügliche Bemuskelung und die sehr gut arbeitende Hinterhand, die das Pony zum Tragen bringt. „Das ist gerade für die Kinder wichtig“, erläutert die Züchterin, „solche Ponys nehmen das Kind in der Bewegung mit, tragen es, bewegen sich von hinten nach vorn, dazu der gut hochangesetzte Hals, sodass der kleine Reiter etwas vor sich hat.“ Dazu sind die lebhaften Welsh A und B fein im Maul, was man schätzen lernen muss. „Aber Ponys, die fein reagieren, wollen wir ja; und springen können sie sowieso alle“, bekräftigt Dahlkamp.

Was speziell Exclusive betrifft, so hat er eine hervorragende Kinderstube: Mutter, Großmutter und Urgroßmutter waren allesamt Seriensieger beim niederländischen Welsh-Championat, haben alle gekörte Söhne gebracht. Exclusives Muttervater war unterm Sattel drei Mal Championatssieger anlässlich der „Centralen Hengstenkeuring“ in Ermelo. „Exclusive wird nun bei uns ausgebildet und von Kindern geritten. Das muss er mitmachen, wenn er auf Dauer bei uns als Hengst tätig sein will“, macht die Züchterin ihre weiteren Ansprüche klar.
Ponys, die nur von Erwachsenen gemanagt werden können, haben hier keine Chance. Für Exclusive hat sie außerdem noch eine Spezialaufgabe: „Vielleicht wird ihn später mal Felicia reiten“, träumt Christa Dahlkamp von ihrem fünfjährigen Enkelkind.
In den Niederlanden ist die Züchterin auf der Suche nach qualitätvollen Welsh schon häufiger fündig geworden, hat mehrere „abgekörte“ Hengste gekauft, das erste Mal nun einen Hengst. Er soll im Herbst in Münster zur Körung vorgestellt werden. Auch in England würde sie „blind“ kaufen: „Wenn man dort ein Welshpony kauft, kann man ganz sicher sein, dass es in puncto Reiten funktioniert“.
Warum ist das so? Die Züchterin erklärt: „Die Engländer haben mehr Auge dafür, dass ein Pony funktioniert – Dynamik, Rittigkeit und Charakter, darauf legen die Züchter dort wert, aber Kinderponys sollen es bleiben, keine Reitpferdeprüfungen gewinnen.“

Was Christa Dahlkamp in ihrer Zucht auch nicht möchte: Manche Reitponylinien sind so edel und elegant, dass sie sehr schmal im Rücken sind. Zu schmal findet Christa Dahlkamp, die stattdessen einen genügend breiten Rücken fordert und ein kompaktes, nicht zu langes Pony. In dem bildschönen Exclusive sieht sie auch die Chance für eine Art Rückzüchtung in puncto Ponyausdruck, der bei manchen Reitponys abhandengekommen ist. 
Hengst Nummer zwei, der neu auf Station ist, heißt Mc Fly High D von Mr. Hale Bob-Principal's As-Croupier. Der rheinisch gebrannte „Macci“ (Z.: Friedrich-Franz Rüther, Mülheim) ist fünf Jahre alt, und kam nach seiner Körung in Münster auf den Hof Dahlkamp. „Macci hat ganz viele Reitpferde-Points, schöne große Linien, ist sehr anständig und wiehert nicht hengstig herum auf dem Turnier“, lobt Christa Dahlkamp ihren Kandidaten. Auf solche Charaktere hofft die Züchterin:
„Ich möchte gerne, dass sie sich anständig benehmen, auch ohne ständig gemaßregelt zu werden – denn dieses ständige Durchsetzen und Maßregeln können Kinder eben nicht.“ Immerhin zehn Fohlen hatte Mc Fly High D im vergangenen Jahr, sechs davon kamen bei Dahlkamps zur Welt, und ein gutes Hengstfohlen kaufte Christa Dahlkamp noch dazu. Der war auf der Stutenschau in Werne ganz vorne im Ring marschiert. „Die Fohlen sind großlinig, bewegen sich ordentlich, sind im Umgang ordentlich und haben schöne Gesichter“, fasst die Ponyfrau zusammen.
Sportlich kommt der Mc Fly High D von Kindern geritten mit E- und A-Platzierungen nach Hause, auf Dauer soll er in den Vielseitigkeitssport. „Kinder und Ponys sollten eine Chance haben, vielseitig ausgebildet zu werden“, lautet die Philosophie hierzu, „Ponys müssen keinen M-Parcours springen, aber A-Springen bewältigen und geländefest sein, um auch ihre Reiter heile nach Hause bringen zu können.“
Macci sollte sich – wie zahlreiche andere Ponys von hier vor ihm – möglichst für das Bundeschampionat des Vielseitigkeitsponys qualifizieren. Außerdem wird er Mannschaftsprüfungen für den Verein gehen und vielleicht auch auf nationaler Ebene wie zum Beispiel bei der „Goldenen Schärpe“ für Deutschlands vielseitige Ponynachwuchsreiter. Geritten wird er von Luisa Welsch, die zum RV Lützow Selm-Bork-Olfen gehört.
„Das ist Pflicht“, lacht Christa Dahlkamp, „wer hier reitet, muss in diesem Verein beheimatet sein“. Das hat einen ganz besonderen Grund, wie sich herausstellt, denn ihr Vater war eines der Gründungsmitglieder des Reitvereins. Schon mit zehn Jahren ist Christa Dahlkamp von zu Hause aus die rund zehn  Kilometer zum Verein geritten, später um fürs Kreisturnier in Lüdinghausen, den Höhepunkt des Jahres, zu trainieren.

Lesen Sie den kompletten Artikel in der Ausgabe 5/2013 von Reiter & Pferde in Westfalen.

Dr. Jasmin Wiedemann
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