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R&P-Redakteurin Sabine Wiemann besuchte Stephan Borgmann.

© T. Lehmann

Zu Hause bei Stephan Borgmann

Pferdekenner verbinden den Namen Borgmann schon lange mit Erfolgspferden. Schlagzeilen macht der Züchterhof ständig mit international erfolgreichen Sportpferden und aktuell mit der zweiten Hofauktion. Viele Anlässe Stephan Borgmann in Ostbevern zu besuchen.

Stadtverkehr. Ich stecke fest, und dabei will ich raus. Raus aufs Land zu einem der bekanntesten Pferdezüchter Westfalens, und so einen lässt man nicht gerne warten. So kündige ich meine Verspätung mit einem kurzen Anruf an, von ihm kommt ein kurzes „Ja, ist gut“, und schon sind die zehn Minuten Verspätung vergessen.
Unkompliziert scheint es heute Nachmittag mit Stephan Borgmann zu werden. Dafür spricht auch, dass er mich direkt beim ersten Telefonat geduzt hat. Per Du bin ich mit dem 37-jährigen Landwirt also schon, nun werde ich ihn persönlich kennenlernen. Stephan Borgmann betreibt mit seinem Vater Norbert einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 85 Hektar.

Sie haben schon viele erfolgreiche Pferde gezüchtet, beispielsweise den gekörten Springpferdevererber Acolydor, das PSI-Spitzenpferd Caballero, Grand Prix-Sieger Märchenprinz und den international erfolgreichen Springhengst Pontifex.
Ich bin fast da, fahre die Auffahrt zum Hof hoch. Und sehe, dass hier noch ländliches Züchteridyll herrscht, natürlich strotzt die Biogasanlage zu meiner Linken vor Modernität und auch die Reithalle ist neu. Aber die alten Stallgebäude, die früher Schweine beheimatet haben, können eine lange Geschichte erzählen. Heute stehen hier ausschließlich Pferde.

Stutenfamilie seit zehn Generationen auf dem Hof

Überhaupt ist auf dem Hof Borgmann in Ostbevern einiges anders als in großen Luxusställen. Es ist ein Familienbetrieb mit wenig Angestellten, ohne VIP-Bereich bei der Hofauktion und überhaupt gibt es wenig Schi schi.
Einiges hat der Hof Borgmann aber auch mit den international erfolgreichen Turnierställen gemeinsam, zum Beispiel die Pferde. Die kommen nämlich bei Stephan Borgmann zur Welt und erleben hier ihre ersten Lebensjahre. Später, wenn er sie teils selbst angeritten und mit ihnen erste Turniererfolge gesammelt hat, gehen sie in die Hände der Erfolgsreiter. Grand Prix-Sieger Eichendorff, der unter Victoria Max-Theurer die ganz großen Dressurvierecke bereichert und Estobar NRW, der Körsieger von 2006 und Vater des Bundeschampion Escolar, sind zwei Musterexemplare.

Mehr als 20 S-platzierte Pferde zählt die Zuchtstätte Borgmann im In- und Ausland. Große Lobesreden hält Stephan Borgmann dennoch nicht auf sie. Das kann am westfälischen Gemüt liegen, aber auch daran, dass er der Ansicht ist, dass gute Dinge nicht viele Worte brauchen. Stephan Borgmann sieht, was sehr gut ist. Und so brauchen sich seine Zuchtstuten auch nicht unter dem Sattel zu beweisen.
„Ich habe eine Vollschwester zu Equitaris in der Zucht. Warum sollte ich die erst reiten, wenn ich den Stutenstamm seit zehn Pferdegenerationen kenne?“, fragt der Pferdezüchter und bringt damit auf den Punkt, was seine Zucht so besonders macht: Er kennt jedes Pferd von Geburt an, genau wie sein Vater Norbert, der für seine züchterischen Erfolge mit dem westfälischen Ramzes-Preis für besondere züchterische Verdienste geehrt worden ist.

Stephan Borgmann setzt auf das Wesentliche in der Jungpferdeaufzucht. Gutes Futter, viel Bewegung und viel Kontakt mit Menschen. Die Fohlen genießen eine gute Kinderstube und werden täglich von Norbert Borgmann nach draußen gestellt. „Wir haben die Fohlen jeden Tag im Blick“, erklärt Stephan Borgmann. Und so herrscht auf dem Hof Borgmann von morgens bis abends reges Treiben.
Ich laufe mit Stephan Borgmann über den weitläufigen Hof und weiß nicht, wo ich zuerst hinschauen soll: Zu dem auf dem Paddock tollenden Fohlen, zur Auktionsspitze der vergangenen Hofauktion oder zu Norbert Borgmann, der mit dem Traktor über den Hof fährt und kurze Zeit später drei hochtragende Stuten in den Stall führt. Viele Pferde machen viel Arbeit.
Aber Zeit, um in der Gegend herumzuschauen, bleibt so oder so nicht, wenn ich mit dem 37-jährigen Pferdezüchter Schritt halten will. In Wanderschuhen und Reithose führt er mich von einem Jungpferdestall zum nächsten und erläutert die Gruppenzusammenstellungen. Im April standen die Jährlinge und Zweijährigen noch in Ostbevern, ab Mai laufen sie im Kehdinger Land an der Nordsee. Dort bringen Borgmanns seit 1993 ihre Jungpferde hin. Viele Estobar-Nachkommen werden auch in diesem Jahr unter ihnen sein. „Zehn Stuten pro Jahr habe ich anfangs von Estobar decken lassen. Einige haben mich für verrückt erklärt, aber ich habe mich nicht geirrt“, lächelt Stephan Borgmann.

Lesen Sie den kompletten Artikel in der Ausgabe 6/2013 von Reiter & Pferde in Westfalen.

Sabine Wiemann
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