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Nachgeben

Überstreichen mit einer Hand, aber auch ein Entlasten im Sitz und ein „Luft-geben“ am Schenkel sind Varianten des Nachgebens.

© Stefan Lafrentz

Lass los! - Vom richtigen Nachgeben

Reiter müssen nachgeben. Aber was bedeutet das Nachgeben fürs Pferd? Welche Varianten des Nachgebens gibt es und wann setzt man sie ein?

Nachgeben bedeutet nicht, dem Pferd die totale Freiheit zu schenken, den Zügel durchhängen zu lassen und nicht mehr einzuwirken. So viel vorweg! Vielmehr geht es um die richtige Kommunikation zwischen Mensch und Pferd. Denn sich zu verstehen, lässt etwas Wunderbares entstehen: Vertrauen und Bindung. Wir Reiter müssen unseren Pferden durch Einwirkung verständlich machen, was wir fordern. Untrennbar mit der Einwirkung verknüpft ist das Nachgeben. Es ist sogar der wichtigste Teil jeder Hilfe.
 

Das Nachgeben vermitteln Trainer ihren Reitschülern vor allem in Verbindung mit der Zügeleinwirkung. Paraden sollen am Zügel durch Annehmen und Nachgeben erfolgen, die Stellung des Pferdes durch Annehmen und Nachgeben erarbeitet werden. Aber: 
„Das Prinzip von Druck und Nachgeben gilt überall in der Interaktion mit Pferden, aber wir merken es oft nicht“, sagt Dr. Andrew McLean, Verhaltensforscher und Vielseitigkeitsreiter aus Australien. „Doch gerade das Nachgeben auf eine richtige Reaktion des Pferdes – egal in welcher Situation – ist fundamental. Nehmen wir das Beispiel, ein ängstliches Pferd auf der Weide einzufangen. Wenn Sie auf das Pferd zugehen, üben Sie im Grunde eine Art Druck aus. Wenn Sie das Pferd beobachten und bemerken, dass es skeptisch wird und stoppen, bevor es sich von Ihnen weg bewegt, sogar zwei Schritte zurück machen, wird das Pferd stehen bleiben. Dann haben Sie die Chance, vielleicht zwei Schritte mehr auf es zuzumachen, aber stoppen wieder, bevor es weicht. So werden Sie sich immer weiter annähern können. Auch das ist schon eine Art von Nachgeben.“
 

Perfektes Timing
McLean sieht ein großes Missverständnis als Grund dafür, dass die Kommunikation zwischen Mensch und Pferd zum Kraftakt wird: „Viele denken, dass der Druck, den sie auf ein Pferd ausüben, das Training ausmacht. Aber es ist tatsächlich das Nachgeben, das entscheidend ist in der Ausbildung von Pferden.“ Das Prinzip von Druck und dem Nachgeben von Druck sei das wichtigste Instrument, „was wir in der Kommunikation mit Pferden haben“, betont McLean und erklärt: „Je besser wir darin werden, desto mehr merken wir auch, dass das Pferd von unserem Nachgeben lernt. Je schneller wir im Nachgeben sind – ich spreche da von Nanosekunden – desto schneller wird uns das Pferd die richtige Reaktion anbieten. Und so wird Reiten immer feiner, leichter, die Hilfen – also der Druck – immer unsichtbarer.“ Ganz gleich, wie gering der Druck ist, in welcher Form und in welcher Hilfengebung er ausgeführt wird, ob in Zügel-, Schenkel- oder auch Gewichtshilfen, es kommt auf das Auslassen der Hilfe an. 
 

Nachgeben konditioniert
So viel zum Reiten. Das Nachgeben hat aber auch Einfluss im täglichen Umgang mit dem Pferd: Der Druck, den wir auf das Pferdebein ausüben, wenn wir die Hufe auskratzen wollen, den wir einsetzen, wenn das Pferd auf der Stallgasse mit der Kruppe weichen soll oder wenn wir es von A nach B führen. 
 

All diese Vorgänge beruhen auf Kommunikation. Wir geben ein Zeichen in Form von Druck. Darauf soll eine Reaktion des Pferdes folgen. Passiert dies, kommt der entscheidende Punkt: Wenn wir in diesem Moment nachgeben, bestätigen wir dem Pferd, dass es richtig reagiert hat. 

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