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Infusion

Eine Infusion unterstützt den Stoffwechsel bei Problemen mit den Entgiftungsorganen.

© Dr. Birgit van Damsen

Die „Müllabfuhr“ des Pferdes

Funktionsstörungen der Leber oder des Harntrakts können verschiedene Ursachen haben. Was steckt dahinter, welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie kann man vorbeugen?

Die Leber, die Nieren und die Blase eines Pferdes sind eher selten im Gespräch. Selten macht man sich Gedanken, was diese Organe brauchen, um gesund zu bleiben, und was sie krank macht. Dabei ist ein intensiver Blick auf die „Müllabfuhr“ des Pferdes sinnvoll.
Beginnen wir mit der Leber: Sie ist die chemische Zentrale des Körpers. Sie ist maßgeblich an der Verstoffwechselung von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen sowie an der Regulierung des Hormon- und Wasserhaushalts beteiligt, produziert und sekretiert Gallenflüssigkeit, speichert Blut sowie zahlreiche Vitamine und Mineralstoffe und bereitet Stoffwechselabbauprodukte für die Ausscheidung über Nieren oder Darm vor.
„Die Hauptaufgabe der Leber ist die Entgiftung des Körpers. Die meisten Schäden entstehen durch die Ansammlung von Toxinen, mit deren Abbau die Leber überfordert ist“, erklärt Fachtierärztin Dr. Corinna Arnold. 
 

„Häufig ist nicht eine einmalige Vergiftung Ursache, sondern die kontinuierliche Aufnahme kleiner Mengen von Giftpflanzen wie Jakobskreuzkraut oder Mykotoxinen aus schimmelbelastetem Futter, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind, genauso wenig wie Schwermetalle im Tränkwasser. Auch lange Medikamentenphasen beispielsweise mit Analgetika oder Antibiotika können die Leber überlasten.“ 
 

Seltener kommt es zu viralen oder bakteriellen Leberentzündungen, Gallensteinbildung oder haltungsabhängig zu einem Befall mit Leberegeln, etwa wenn Pferde auf der Weide aus Gräben, Teichen oder Tümpeln trinken. 
Außerdem sind sekundäre Leberschäden durch Stoffwechselprobleme möglich. Insbesondere wenn übergewichtige Ponys erkranken und dann schlecht fressen oder radikal abgespeckt werden, und die dadurch erhöhten Blutfette die Leber belasten oder zu einer Fettleber führen. Auch unheilbare Lebertumore oder Metastasen anderer Primärtumore in der Leber gehören zu den nur vereinzelt auftretenden Lebererkrankungen.
 

Werte ernst nehmen
Da Lebererkrankungen anfangs meist klinisch unauffällig sind und die betroffenen Pferde lediglich unspezifische Symptome zeigen, kann nur die Labordiagnostik von Blutproben Rückschlüsse auf mögliche Leberschäden geben. „Sind vermehrt Leberenzyme im Blut vorhanden, heißt das, dass Leberzellen absterben“, sagt Arnold und rät eindringlich, Werte von mehr als dem Doppelten des Referenzwertes ernst zu nehmen. Erhöhte Werte der ASAT (Aspartat-Amonitransferase) weisen auf eine Schädigung des Lebergewebes hin. 
 

In die Leberdiagnostik sollten aber auf jeden Fall noch die beiden organspezifischen Enzyme GGT (Gamma-Glutamyltransferase) und GLDH (Glutamat-Dehydrogenase) mit einfließen. „Erst wenn große Teile der Leber geschädigt sind, kommt es zu eindeutigen klinischen Symptomen wie Gewichtsverlust, Lethargie und Gelbfärbung der Schleimhäute sowie Beeinträchtigung der Blutgerinnung, Verringerung des Transportproteins Albumin und Anstieg der Gallensäuren“, mahnt die Expertin. „Dann ist es fraglich, ob der Leberschaden heilbar ist.“
 

Besteht Verdacht auf Leberegelbefall, werden in kurzen Abständen Kotproben auf den Endoparasiten untersucht. Mithilfe von Ultraschall können Zubildungen oder eine veränderte Struktur dargestellt werden, was aber aufgrund der Organgröße nur in bestimmten Abschnitten gelingt.
 

Die Entnahme und Untersuchung einer Gewebeprobe kann Informationen über Art und Schweregrad der Lebererkrankung liefern, ist aber etwa bei Gerinnungsstörungen nicht angezeigt. Die Therapie ist auf die Beseitigung der Ursache gerichtet. Bei Leberentzündungen werden je nach Auslöser Entzündungshemmer oder auf den Erreger abgestimmte Antibiotika eingesetzt, eine Infektion mit Leberegeln mit speziellen Antiparasitika behandelt. Bei akuten Vergiftungen wird der Leberstoffwechsel mit verschiedenen Infusionen unterstützt. Bei chronischen Fällen durch eine schleichende Vergiftung schlägt dagegen oft keine Therapie an. 

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