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Pilzbefall

Schwarzfleckenkrankheit: Viele kennen den Befall mit Pilzen bei Gartenpflanzen.

© Dr. Jasmin Wiedemann

Wenn Pferde extrem speicheln

Das „Speichelsyndrom“ kann bei Weidepferden oder im Stall auftreten. Die Vergiftung steht in Verbindung mit einem Pilz, der vor allem Rot- und Weißklee sowie Luzerne besiedelt. Auch Heu kann betroffen sein.

Meine vier Ponys haben aktuell alle das Speichelsyndrom. Sie sabbern wie irre“, berichtete kürzlich eine Bekannte. Bei dieser auch als „Slobber Syndrome“ bezeichneten Erkrankung handelt es sich um eine Vergiftung, die durch das Mykotoxin „Slaframin“ ausgelöst wird. Dieses wiederum wird durch den Pilz „Rhizoctonia leguminicola“ gebildet. Er befällt vor allem Rot- und Weißklee sowie Luzerne, aber auch andere Kleearten sowie Wiesengräser.
Neben dem sehr auffälligen Speicheln kann bei betroffenen Pferden zusätzlich ein erhöhter Harnabsatz, ein sehr auffälliger Tränenfluss, Durchfall und Koliken sowie – bei tragenden Stuten – vereinzelt auch Aborte beobachtet werden. Andere Tierarten wie Rinder oder Schafe zeigen, wenn sie betroffen sind, ähnliche Symptome. Slaframin ist im frischen Futter auf der Weide wirksam. Es hält sich jedoch auch in getrockneten Futterkonserven wie Heu oder Cobs über mehrere Monate. Das Pilztoxin wird nach der Aufnahme über das Futter in der Leber zu einem aktiven Stoffwechselprodukt umgewandelt und hat ähnliche Wirkungen wie Acetylcholin, was unter anderem die Aktivierung der Speicheldrüsen mit dem extremen Speichelfluss bedingt. Slaframin-Konzentrationen im Futter von mehr als 10 mg/kg Trockensubstanz können bei Pferden die genannte Symptomatik hervorrufen.
Nach der Aufnahme von Slaframin kommt es innerhalb weniger Stunden zu den genannten Symptomen. Erkranken Pferde am Speichelsyndrom, sind die Tiere von den betroffenen Weiden zu holen bzw. sollte das betroffene Raufutter unschädlich entsorgt werden. Bei den meisten Pferden hört dann das vermehrte Speicheln ohne weitere Maßnahmen innerhalb weniger Stunden auf. Bei den eher seltenen schweren Verlaufsformen mit Koliken und Durchfall muss gegebenenfalls tierärztlich interveniert werden. 
In Deutschland gibt es aktuell keine Routinediagnostik zur Bestimmung des Pilztoxins Slaframine. Das Vorkommen der „Schwarzfleckenkrankheit“ (siehe Kasten) auf Klee, Luzerne oder anderen Pflanzen sowie das extreme Speicheln meist mehrerer Pferde im Bestand müssen zur diagnostischen Absicherung genutzt werden.
Prof. Dr. Ingrid Vervuert, Fachtierärztin für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik,
Veterinärmedizinische Fakultät der Universität Leipzig

Kleine, schwarz-bräunliche Flecken auf den Pflanzen
Der Pilz „Rhizoctonia leguminicola“ lässt sich als kleine, schwarz-bräunlichen Flecken auf befallenen Pflanzen gut erkennen, weshalb der Befall auch als „Schwarzfleckenkrankheit“ bezeichnet wird. Das Pilzwachstum wird vor allen Dingen während hoher Niederschlagsperioden im Frühjahr beobachtet, bevorzugt bei 20 bis 25 °C, hoher Luftfeuchtigkeit und Boden-pH-Werten von 5,9 bis 6,5, informiert der Landeskontrollverband (LKV) Sachsen. In sehr trockenen Sommern drängt Klee jedoch aufgrund seiner ausgeprägten Trocken­resistenz die Gräserarten, vor allem Weidelgras, auf dem Grünland zurück. Fälle der Speichelkrankheit treten daher in Deutschland auch im Verlauf sehr trockener Vegetationsperioden auf, was unter Umständen durch die Dominanz von Klee bzw. Luzerne auf betroffenen Flächen zu erklären ist.
Laut LKV wird davon ausgegangen, dass sich Slaframin problemlos fast ein Jahr in betroffenen Heuchargen hält, wobei jedoch mit der Zeit die Konzentration abnimmt. Während in frischem Heu Konzentrationen von 50 bis 100 ppm Slaframin gemessen wurden, waren diese nach zehn Monaten auf ca. 7 ppm gesunken. 
Britta Petercord

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