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Andreas Kreuzer mit Chintan .

© Sabine Wiemann

Noch lange nicht am Ziel

Andreas Kreuzer ist 22 Jahre alt und hat in seiner jungen Karriere schon tolle Erfolge sammeln können. Der Bereiter im Stall von Otto Becker ist aber noch lange nicht am Ziel. Er möchte einmal genauso erfolgreich reiten wie sein Chef.

Es ist Wahnsinn, wie schnell es im Reitsport rauf und runter geht“, dieser Satz kommt Andreas Kreuzer mehrfach über die Lippen. Der Bereiter im Stall von Otto Becker weiß, wovon er spricht, schließlich hat er mit dem Hengst Chacco-Blue vor zwei Jahren einen wahren Höhenflug erlebt, als er im Großen Preis von Aachen den dritten Platz belegt hat. Diese Zeiten sind vorbei. Wirklich tief gefallen ist Andreas Kreuzer nicht.
In diesem Jahr konnte er im Großen Preis von Offenburg Platz drei mit der Westfalenstute Baquita belegen, und im Großen Preis von Warstein wurde er Zweiter mit Dakata vd Knuffel.
Doch erzählen wir die Geschichte des 22-Jährigen, der von den Medien gerne als eines der größten Talente im Springsport bezeichnet wird, lieber von Anfang an. Nur eines sei noch vorweg genommen: Andreas Kreuzer sieht seinen bisherigen Werdegang so reflektiert und gleichzeitig mit der nötigen Prise Humor, wie kaum ein anderer in seinem Alter.
Er lernte früh reiten und fast genauso früh entschied er sich für das Springreiten. „Klar bin ich auch mal in einer Dressur an den Start gegangen. Ich war in Jugendreiterwettbewerben unterwegs“, lächelt der gebürtige Rheinländer.
Als er acht Jahre alt war, tauschte er das Fußballtrikot gänzlich gegen Stiefel und Reitkappe ein. Mit zwölf Jahren ritt Andreas Kreuzer dann sein erstes S-Springen, parallel war er erfolgreich im Ponysattel unterwegs.
Einer, der an den frühen Erfolgen einen beträchtlichen Anteil hat, ist Volker Kämper: Er stellte dem acht Jahre alten Andreas Ponys zur Verfügung und unterstützte ihn über Jahre. Später sorgte er dafür, dass Andreas gute Großpferde zur Verfügung hatte.

In der Juniorenzeit sammelte

Andreas etliche Erfolge, gewann mit 18 Mannschaftsbronze bei der Europameisterschaft der Junioren. Ein Jahr später bei den Jungen Reitern belegte er in der Einzelwertung Platz zehn auf Atlantus. 2010 nahm er mit dem belgischen Fuchshengst von Quickfeuer van Koekshof gleich zwei Medaillen von der Europameisterschaft mit: Bronze in der Einzelwertung und Gold mit der Mannschaft.
Zu diesem Zeitpunkt war Andreas schon zwei Jahre bei Paul Schockemöhle. „Ich war in der 12. Klasse, als ich mich entschied zu Paul Schockemöhle zu gehen. Ich war damals an einem Knackpunkt angekommen, wo ich mich entweder voll aufs Reiten oder auf die Schule konzentrieren musste. Mein Ziel war und ist es nie, irgendwas zu schaffen oder etwas nur richtig zu machen. Ich möchte in dem, was ich mache, wirklich, wirklich gut sein“, erklärt Andreas, warum er nach dem Fachabitur die Schulbücher gegen Striegel und Hufkratzer eintauschte.

Als Praktikant bei ­Schocke­möhle angefangen

Als Bereiter fing seine Karriere im Stall Schockemöhle nämlich nicht an. „Ich wollte ein halbes Jahr Praktikum bei Schockemöhle machen und kam als König vom Lande dorthin“, schmunzelt der 22-Jährige heute. „Dort angekommen, merkte ich aber schnell, dass ich nur einer von vielen war, der reiten konnte. Ich mistete Ställe aus, ritt hauptsächlich Dressur und pflegte die Pferde für zwei taiwanesische Mädchen. Anfangs war es schwer für mich zu realisieren, dass die Arbeit bei Paul das Richtige für mich ist. Ich wusste zwar, dass ich nirgends so viel lernen kann, wie bei ihm. Aber dennoch war es hart zu begreifen, nur einer von vielen zu sein“, blickt Andreas zurück.
Trotzdem würde er sich heute genauso entscheiden, wenn er wählen müsste zwischen Abitur und Reiten bei Schockemöhle.
Im Stall Schockemöhle blieb sein Talent schließlich nicht unentdeckt. Norbert Nuxoll wurde auf den Jungen von der RTG Silberberghof aufmerksam und sorgte dafür, dass Paul Schockemöhle ihm Pferde zur Ausbildung
und Turniervorstellung zur Verfügung stellte. So wurde ihm der Einstieg in den Sport ermöglicht.
„Von da an lief‘s, ich bekam super Pferde zur Verfügung gestellt und die Chance, an großen Turnieren teilzunehmen“, erklärt Andreas lächelnd. Und so wurden aus den geplanten sechs Monaten bei Paul Schockemöhle vier Jahre. In dieser Zeit absolvierte Andreas seine Ausbildung zum Pferdewirt Reiten und bekam das Pferd unter den Sattel, mit dem sein Name noch heute sofort in Verbindung gebracht wird: Chacco-Blue. Mit dem Mecklenburger Hengst belegte er Platz drei im Großen Preis von Aachen, sorgte damit für eine kleine Sensation in der Springsportwelt und zog das geballte Medieninteresse auf sich.
Andreas hat den Hengst von Alois Pollmann-Schweckhorst übernommen, der mit ihm unter anderem Bronze bei der Deutschen Meisterschaft geholt hat. „Was ich mit ihm erreicht habe, ist unglaublich. Das kann mir keiner mehr nehmen“, erklärt Andreas lächelnd, nachdenklich fügt er hinzu: „Damals stand ich im Fokus und dank des Erfolges hatte ich natürlich viele Fürsprecher. Ich habe dennoch einfach versucht, mein Ding durchzuziehen. Als Chacco vergangenes Jahr starb und es ruhiger um mich wurde, habe ich glücklicherweise gemerkt, dass es dennoch weiterhin Menschen gibt, die mich unterstützen und mir das ermöglichen, was ich heute mache.“

Sabine Wiemann

Lesen Sie den kompletten Artikel in der Ausgabe 7/2013 von Reiter & Pferde in Westfalen.
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